Das Leben ‚verbrennen’ für Christus und das Evangelium

10. Mai 2016 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: der Missionar fügt sich dem Willen des Geistes. Der Missionar – der Ruhm der Kirche. Aufruf an die jungen Menschen, sich vom Geist erfassen zu lassen, im Dienst an der Verkündigung. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Nur das bezeugt mir der Heilige Geist von Stadt zu Stadt, dass Fesseln und Drangsale auf mich warten. Aber ich will mit keinem Wort mein Leben wichtig nehmen, wenn ich nur meinen Lauf vollende und den Dienst erfülle, der mir von Jesus, dem Herrn, übertragen wurde: das Evangelium von der Gnade Gottes zu bezeugen“ (Apg 20,23-24).

Eine Berufung, die „zwingt“, ein unwiderstehlicher Drang, sein Leben zu nehmen und es Christus zu schenken, mehr noch: es für ihn zu „verbrennen. Das ist es, was das Herz des Apostels auszeichnet. Es war da ein Feuer, das im Herzen des Paulus brannte, dasselbe Feuer, das „in vielen jungen Menschen brennt, junge Frauen und Männer, die ihre Heimat, ihre Familie verlassen haben und in die Ferne gegangen sind, auf andere Kontinente, um Jesus Christus zu verkündigen“.

Papst Franziskus ging in seiner Predigt bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Dienstag der siebten Woche im Osterkreis von der ersten Lesung aus der Apostelgeschichte aus (Apg 20,17-27), die über den Abschied des Paulus von der Gemeinde von Ephesus berichtet. Es handle sich um eine berührende Szene: Paulus wisse, und er sage es, dass er diese Gemeinde, die Priester von Ephesus und die Ältesten, die er um sich gerufen habe, nicht mehr sehen werde. Es sei nun für ihn die Zeit gekommen, nach Jerusalem zu gehen, wohin ihn der Geist führe, derselbe Geist, dessen absolute Herrschaft über sein Leben er anerkenne, der Geist, der ihn dazugedrängt habe, das Evangelium zu verkünden und dabei Problemen und Drangsalen entgegenzutreten. „Ich glaube“, so der Papst, „dass dieser Abschnitt in uns die Erinnerung an unsere Missionare aller Zeitalter weckt“:

„Sie gingen hin – gezwungen vom Heiligen Geist: eine Berufung! Und wenn wir an jenen Orten die Friedhöfe aufsuchen, sehen wir ihre Grabsteine: viele sind jung gestorben und waren weniger als vierzig Jahre alt. Denn sie waren nicht darauf vorbereitet, die Krankheiten, die es an jenen Orten gab, zu überstehen. Sie haben ihr junges Leben hingegeben: sie haben das Leben ‚verbrannt’. Ich denke, dass sie in jenem letzten Moment, fern von der Heimat, der Familie, den ihnen teuren Menschen, gesagt haben: ‚Es hat sich gelohnt, was ich getan habe’“.

„Der Missionar geht hin, ohne zu wissen, was ihn erwartet“, unterstrich Franziskus. Der Papst zitierte den Abschied vom Leben des heiligen Franz Xaver, wie ihn der spanische Schriftsteller und Dichter José María Pemán y Pemartín (* 8. Mai 1898 in Cádiz; † 19. Juli 1981 ebenda) erzählt habe. Diese Erzählung erinnere an den heiligen Paulus: „Nur das bezeugt mir der Heilige Geist von Stadt zu Stadt, dass Fesseln und Drangsale auf mich warten“. Der Missionar wisse, dass das Leben nicht leicht sein werde, doch er gehe voran:

„Unsere Missionare, diese Helden der Evangelisierung unserer Zeiten. Europa, das die anderen Kontinente mit Missionaren gefüllt hat... Und diese gingen, ohne zurückzukehren... Ich glaube, dass es nur recht ist, dem Herrn für ihr Zeugnis zu danken. Es ist recht, dass wir uns darüber freuen, diese Missionare zu haben, die wahre Zeugen sind. Ich denke daran, wie der letzte Momente von diesen gewesen sein könnte: wie war ihr Abschied? Wie der Abschied Franz Xavers: ‚Ich habe alles verlassen, aber es hat sich gelohnt!’. Als Namenlose sind sie gegangen. Andere als Märtyrer, das heißt indem sie ihr Leben für das Evangelium hingegeben haben. Diese Missionare – sie sind unser Ruhm! Der Ruhm unserer Kirche!“.

Eine der Qualitäten des Missionars bestehe in der Fügsamkeit. Der Papst beschloss seine Betrachtungen mit einem Gebet: mehr als die Unzufriedenheit, von der viele junge Menschen heute ergriffen seien, solle sie die Stimme des Geistes zwingen, „über sich hinauszugehen, ihr Leben für eine edle Sache zu ‚verbrennen’“:

„Ich möchte den jungen Menschen von heute, die sich unwohl fühlen – ‚nun, ich bin gar nicht glücklich mit dieser Kultur des Konsumdenkens, des Narzissmus...’ – ihnen möchte ich sagen: ‚Schaut hinaus in die Horizonte! Schaut da hin, schaut auf diese unsere Missionare!’. Zum Heiligen Geist beten, dass er sie zwinge, in die Ferne zu gehen, das Leben zu ‚verbrennen’ im Dienst der Verkündigung, und vorwärts gehen. Und das ist die Freude der Verkündigung des Evangeliums“.

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