Ecuador: 'Die Seele und den Magen der Menschen füllen'

12. Mai 2016 in Weltkirche


Wie die Kirche den Betroffenen nach dem Erdbeben hilft. Von Monica de la Morena


Portoviejo (kath.net/KIN) Straße um Straße arbeitet sich Pater Walter Coronel in Portoviejo vor. Die Viertelmillionenstadt im Westen Ecuadors gehört zu den Gebieten, die das verheerende Erdbeben vom 16. April in eine Trümmerwüste verwandelt hat. „Ganze Familien sind obdachlos geworden. Sie hausen jetzt unter Plastikplanen auf dem Bürgersteig“, erklärt Coronel gegenüber dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“.

Gemeinsam mit weiteren Priestern, Katecheten und ehrenamtlichen Helfern verteilt er Wasser, Reis, Bohnen, Medikamente und Hygieneartikel an die Obdachlosen – aber auch Luftmatratzen, um das Kampieren unter freiem Himmel etwas erträglicher zu machen. Die Kirche organisiere mittlerweile die Verteilung der Hilfsgüter, da der Staat überfordert sei und die Gefahr bestehe, das alte und schwache Menschen leer ausgingen. Neben der humanitären Hilfe sei es aber genauso wichtig, den Menschen zuzuhören, damit sie sich in ihrem Leid nicht allein fühlten: „Es ist jetzt unsere Aufgaben, die Seele und den Magen der Menschen zu füllen“, so Coronel.

Der riesige Vorplatz des Flughafens von Portoviejo ist in diesen Tagen zum neuen Zentrum der leidgeprüften Metropole geworden. „Tendopolis“ – Zeltstadt – nennen die Leute diesen Ort. Da um das Flughafengelände herum wenige Gebäude stehen, sind viele Bewohner nach dem Beben hierher geflüchtet. Die meisten von ihnen haben alles verloren. Lazarette und Versorgungsstationen wurden eingerichtet. Aber die hygienische Situation ist dramatisch. Die Seuchengefahr steigt.

Pater Pedro Jesús Arsenal ist sofort nach dem Beben hierhergekommen, um zu helfen. Die Menschen hätten das Schwierigste erst noch vor sich, erklärt Arsenal, der dem Orden der Dehonianer angehört. „Viele beginnen jetzt erst zu begreifen, was passiert ist.“ Denn sie hätten nicht nur geliebte Menschen und ihre Häuser verloren, sondern auch ihren Lebensunterhalt. Die Menschen hätten schon vor dem Erdbeben in schwierigen Verhältnissen gelebt. „Aber die Armut hat sich jetzt in Elend gewandelt. Die Verzweiflung ist mit Händen zu greifen. Viele stehlen, weil sie keinen anderen Ausweg sehen, um über die Runden zu kommen.“

Die Präsenz der Kirche sei jetzt sehr wichtig, ist Pater Pedro überzeugt: „Die Menschen brauchen emotionale Unterstützung, eine Umarmung, Trost.“ Es sei beeindruckend, wie groß die Solidarität unter den Menschen ist. So werde auf dem Flughafengelände ein „Eintopf für alle“ gekocht. Die Menschen teilten das Wenige, das sie noch besitzen. „Trotz der schrecklichen Lage geben die Ecuadorianer das Lächeln und die Hoffnung nicht auf“, so der Ordensmann.

Dazu tragen auch die vielfältigen Hilfen aus dem Ausland bei, ist der Erzbischof von Portoviejo, Lorenzo Voltolini Esti, überzeugt: „Wir sind von Ihrer Solidarität überwältigt.“ Schon wenige Tage nach dem Erdbeben seien etwa die ersten Nothilfen von „Kirche in Not“ eingetroffen. Das gebe den Menschen Hoffnung und Mut, so Esti: „Wir wollen aufstehen und alles wieder aufbauen, was das Erdbeben uns genommen hat. Bitte vergesst uns nicht.“

Um weiter helfen zu können, bittet „Kirche in Not“ um Spenden:

Kirche in Not Deutschland

Kirche in Not Österreich

Kirche in Not Schweiz

Schäden in einer Kirche nach dem Erdbeben


Zerstörte Gebäude in Portoviejo


Trauergottesdienst unter freiem Himmel für Erdbebenopfer


Foto oben © Kirche in Not


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