Papst zu Gewalt im Islam: Differenzierte Sicht nötig

17. Mai 2016 in Aktuelles


Franziskus in "La Croix"-Interview: Jesu Aussendung der Jünger kann auch im gleichen Sinne wie die Eroberungs-Idee im Islam ausgelegt werden


Paris-Vatikanstadt (kath.net/KAP) Papst Franziskus fordert eine differenzierte Sicht auf den Islam und dessen Verhältnis zur Gewalt. "Es ist wahr, die Idee der Eroberung gehört zur Seele des Islam", sagte er in einem Interview der französischen Tageszeitung "La Croix". Allerdings sei es ebenso möglich, die Aussendung der Jünger zu allen Nationen durch Jesus in diesem Sinne zu verstehen, so Franziskus. Er antwortete damit auf die Frage, ob die Furcht vor dem Islam in Europa aus seiner Sicht gerechtfertigt sei.

Weiter sagte der Papst, es gebe nach seiner Einschätzung heute keine Furcht vor dem "Islam an sich", wohl aber vor dem sogenannten "Islamischen Staat" und seinem Eroberungskrieg, der teils aus dem Islam stamme. Zugleich stellte Franziskus einen Zusammenhang zwischen dem islamistischen Terrorismus und den westlichen Militärinterventionen im Irak und in Libyen her. Angesichts des islamistischen Terrorismus solle der Westen eher die Art und Weise hinterfragen, wie er sein Modell von Demokratie in diese Länder exportiert habe, so der Papst. "Wir können hier nicht vorankommen, wenn wir die Kulturen nicht berücksichtigen."

Franziskus betonte, ein friedliches Zusammenleben von Christen und Muslimen sei weiter möglich. Als Beispiele dafür nannte er die Zentralafrikanische Republik, den Libanon und sein Heimatland Argentinien.

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