ZdK ist gegen getrennte Unterbringung christlicher Flüchtlinge

23. Mai 2016 in Deutschland


Präsident des Zentralkommitees deutscher Katholiken, Sternberg: Eine getrennte Unterbringung sei ein «verheerendes Signal» - Deutsches Rotes Kreuz will mehr Schutz für Frauen und Kinder in Flüchtlingsheimen


Berlin (kath.net/KNA) Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) fordert die Bundesregierung auf, Kinder, Jugendliche und Frauen in Flüchtlingsunterkünften besser vor sexueller Gewalt zu schützen. Notwendig seien Mindeststandards wie getrennte Duschen und Toiletten, die sich verschließen lassen, sagte DRK-Vizepräsidentin Donata Freifrau Schenck zu Schweinsberg der «Welt» (Samstag).

Das Personal müsse besser geschult, und die Flüchtlinge müssten über Hilfsangebote informiert werden. Das DRK schlägt Änderungen des Asylgesetzes im Rahmen des neuen Integrationsgesetzes vor. Bisher sei lediglich vorgeschrieben, dass Mitarbeiter und Helfer in den Unterkünften, wenn sie mit Minderjährigen zu tun haben, in regelmäßigen Abständen das erweiterte polizeiliche Führungszeugnis vorlegen müssen.

Zu einem weiteren Problem äußerte sich das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK): Eine getrennte Unterbringung von christlichen und muslimischen Flüchtlingen sei ein «verheerendes Signal», sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg der «Welt». Wenn man Flüchtlinge hierzulande «nach Religion getrennt unterbrächte, würde man dem Eindruck Vorschub leisten, wir seien nicht fähig zur friedlichen Koexistenz». Man dürfe nicht «den Irrglauben schüren, dass Christen und Muslime nicht gut zusammenleben könnten».

Damit widerspricht Sternberg einer unter anderem vom christlichen Hilfswerk «Open Doors» verfassten Studie, die in der vergangenen Woche vorgestellt worden war. Die Autoren beklagten darin anhaltende Gewalt gegen Christen und Angehörige anderer religiöser Minderheiten in deutschen Flüchtlingsunterkünften. Betroffen seien davon deutschlandweit bis zu 40.000 Flüchtlinge meist christlichen Glaubens.

Der ZdK-Präsident warnte vor vorschnellen Schlüssen. Man müsse sich «davor hüten, es als typisch islamisch darzustellen, wenn Christen in mehrheitlich von Muslimen bewohnten Flüchtlingsheimen bedrängt» würden. Immerhin hätten Christen «rund 1350 Jahre in Ländern des Nahen Ostens überwiegend friedlich, wenngleich nicht gleichberechtigt mit einer muslimischen Bevölkerungsmehrheit gelebt».

Um bedrohten Flüchtlingen zu helfen, empfiehlt der ZdK-Präsident stattdessen ein Vorgehen, das sich nicht an der Religionszugehörigkeit orientiert. «Wenn Flüchtlinge sagen, dass sie sich bedroht fühlen, muss man ihnen die Möglichkeit eröffnen, in einem für sie akzeptableren Umfeld unterzukommen», fordert Sternberg. Das sei «eine Aufgabe der Helfer und der Politik vor Ort».

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