9. Juni 2016 in Spirituelles
Falls Du die Bibel noch nie durchgelesen hast, empfehle ich Dir Gastbeitrag von Johannes Hartl (Gebetshaus Augsburg)
Augsburg (kath.net/Blog Dr. Johannes Hartl) Gestern bin ich mit dem Durchlesen der ganzen Bibel fertig geworden. Ich habe nicht genau mitgezählt, aber es wird wohl etwa das 10. mal gewesen sein, dass ich die Bibel am Stück durchgelesen habe. Und wieder sind mir vier Dinge ganz neu bewusst geworden:
1. Es lohnt sich! Es gibt jede Menge langweilige Passagen in der Bibel, doch es eröffnet sich ein großer Schatz, wenn man dranbleibt. Die Bibel ist eine ganze Story, die ihre Gewichtung und Stimmigkeit erst im ganzen Kontext voll entfaltet.
2. Das AT ist anders. Nach dem Hebräerbrief enthält das Gesetz nur die Schatten des Künftigen (Hebr 10,1) und es ist auch wichtig, das zu wissen. Es bereitet auf Jesus vor, doch nur er ist das ganze Wort Gottes. In ihm erschließt sich der Rest der Schrift und wenn etwas in der Schrift Jesus zu widersprechen scheint, dann ist Jesus die Auflösung und Erfüllung und das ganze Bild. Und dennoch finden sich im AT auch unverzichtbare Kostbarkeiten.
3. So viele verborgene Schätze! Meine alte Bibel (siehe Bild) ist aus dem Jahr 1997 und enthält so viele Unterstreichungen von den ersten Malen, als ich sie durchlas. Ich staune aber immer neu darüber, wie viele grandiose Stellen ich all die Male vorher überlesen habe oder die mir zum ersten Mal auffallen. Dieses Buch ist so reich, man kann es ein Leben lang nicht ausschöpfen.
4. Nicht ich lese das Buch, das Buch liest mich. Parallel zur Bibel bin ich jetzt auch mit dem 2-bändigen Mammutwerk Krieg und Frieden von Leo Tolstoi fertig geworden. Etwa genauso dick, ein Werk von berechtigtem Weltruhm, ein Meisterwerk, das seines Gleichen sucht. Und doch so Welten verschieden von der Schrift. Wenn ich die Bibel öffne, macht das etwas mit mir. Sie fordert mich heraus, ärgert mich, verändert mich, heilt mich. Nach der Lektüre fühle ich mich wie nach dem Bad. Oder wie nach einem unangenehmen, aber wichtigen Gespräch. Ich habe Literatur studiert und liebe die Weltliteratur. Doch die Kluft zwischen aller Literatur und dem einen geschriebenen Wort Gottes scheint mir fundamental.
Falls Du die Bibel noch nie durchgelesen hast, empfehle ich Dir, mit dem Neuen Testament zu beginnen und erst einmal dieses zwei oder dreimal durchzulesen. Und nicht vergessen: die ganze Bibel durchlesen dauert wie lange? Genau, etwa 80 Stunden bei normalem Lesetempo. So viel Zeit verbringst Du pro Monat wahrscheinlich auf Facebook und vor dem Fernseher. Also: an der Zeit wird es kaum scheitern.
Johannes Hartl: ´Meine alte Bibel enthält so viele Unterstreichungen von den ersten Malen, als ich sie durchlas´
Dr. Johannes Hartl (Foto) ist katholischer Theologe und leitet das Gebetshaus Augsburg. Er ist verheiratet und Familienvater.
kath.net-Lesetipp
Gott ungezähmt
Raus aus der spirituellen Komfortzone
Von Johannes Hartl
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Johannes Hartl: Gottes Stimme hören im Hier und Jetzt
Foto oben (c) Gebetshaus Augsburg
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