Den Klang der Stille hörend

10. Juni 2016 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Stehen – geduldige Stille – Aufbruch, die Haltungen des Christen, um Gott zu begegnen. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Die drei Haltungen des christlichen Lebens: „auf den Füßen stehen“, um Gott zu empfangen. „In geduldiger Stille“, um sein Wort zu vernehmen. „Im Aufbruch“, um ihn den anderen zu verkünden.

Man könne ein reuiger Sünder sein, der beschlossen habe, neu mit Gott anzufangen, oder auch ein Auserwählter, der ihm das Leben geweiht habe. In beiden Fällen könne man von der Angst ergriffen werden, es nicht zu schaffen. Man könne deprimiert werden, wenn der Glaube in einen Nebel trete. Dies betonte Papst Franziskus in seiner Predigt bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Freitag der zehnten Woche im Jahreskreis, der sich bei seinen Betrachtungen von der ersten Lesung aus dem ersten Buch der Könige über die Entsendung des Propheten Elija am Gottesberg Horeb inspirieren ließ (1 Kön 19,9a.11-16).

Um diesen Aspekt zu vertiefen und einen Weg zu weisen, wie man aus diesem Tunnel der Negativität wieder herauskommen könne, erinnerte der Papst zunächst an die Situation des verlorenen Sohns, der niedergeschlagen sei, während er hungrig auf die Schweine blicke.

Der Prophet Elja dagegen sei ein „Sieger“, der viel für seinen Glauben gekämpft und hunderte von Götzenbildern auf dem Berg Karmel zum erliegen gebracht habe. Bei einer weiteren Verfolgung dann, die es auf ihn abgesehen habe, werde er niedergeschlagen. Mutlos breche er unter einem Ginsterbusch zusammen und warte auf seinen Tod: „Er sagte: Nun ist es genug, Herr. Nimm mein Leben; denn ich bin nicht besser als meine Väter“ (1 Kön 19,4). Doch Gott lasse ihn nicht in diesem Zustand der Bedrückung, sondern sende ihm einen Engel, der ihm befehle: „Steh auf, iss, geh hinaus“ (vgl. 1 Kön 19,5):

„Um Gott zu begegnen, ist es notwendig, zu der Situation zurückzukehren, in der sich der Mensch im Moment der Schöpfung befand: auf den Füßen stehend und unterwegs. So hat Gott den Menschen geschaffen: auf seiner Höhe, nach seinem Bild und Gleichnis und unterwegs. ‚Geh, geh vorwärts! Bebaue die Erde, lass sie wachsen. Und: mehret euch...’. ‚Geh hinaus!’‚ ‚Komm heraus und stell dich auf den Berg vor den Herrn’. Elija stand auf. Er steht auf und geht hinaus“.

Hinausgehen also – um zu hören, was der Herr zu sagen hat. Doch: „Wie zieht der Herr vorüber? Wie kann ich dem Herrn begegnen und sicher sein, dass er es ist?“, fragte sich Franziskus. Elija werde vom Engel aufgefordert, aus der Höhle auf dem Berg Horeb zu treten, wohin er sich zurückgezogen habe, um bei Gott zu sein. Das, was ihn dann dazu veranlasst habe, herauszutreten, sei jedoch weder „ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach“ noch ein Erdbeben, das auf den Sturm gefolgt sei, noch ein Feuer nach dem Erdbeben (vgl.1 Kön 9,11):

„So viel Getöse, so große Majestät, so viel Bewegung, doch der Herrn war nicht in ihnen. ‚Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln’, oder – wie der Originaltext sagt: ‚Der Herr war in einem flüchtigen Klang der Stille’. Und da war der Herr. Um dem Herrn zu begegnen, muss man in sich selbst eintreten und jenen ‚Klang der Stille’ vernehmen, und in ihr spricht er zu uns“.

Die dritte Aufforderung, die der Engel an Elija richte, laute: „Geh hinaus!“. Der Prophet werde aufgefordert, umzukehren, hin zur Wüste, da ihm noch ein Auftrag gegeben werde, den er erfüllen müsse. Darin könne der Ansporn erkannt werden, „unterwegs zu sein, nicht verschlossen zu sein, nicht im Egoismus unserer Bequemlichkeit zu verharren, mutig zu sein und den anderen die Botschaft des Herrn zu bringen“, das heißt auf Mission zu gehen:

„Immer müssen wir den Herrn suchen. Wir alle wissen, wie die schlimmen Augenblicke sind; Augenblicke, die uns niederwerfen, Augenblicke ohne Glauben, die finster sind, Augenblicke, in denen wir keinen Horizont ausmachen, in denen wir nicht in der Lage sind, aufzustehen. Wir alle wissen das! Doch der Herr, der kommt, stärkt uns mit dem Brot und mit seiner Kraft und sagt zu uns: ‚Steh auf und geh weiter! Geh!’. Um dem Herrn zu begegnen, müssen wir so sein: auf den Füßen und unterwegs. Dann: warten, dass er zu uns spricht: offenen Herzens. Und er wird uns sagen: ‚Ich bin es’, und dann wird der Glaube stark. Der Glaube – ist er für mich, ist er dazu da, aufgehoben zu werden? Nein! Der Glaube ist da, um hinzugehen und ihn den anderen zu geben, um die anderen zu salben. Der Glaube ist für die Mission“.

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