Auch Moskauer Patriarchat verweigert Teilnahme an Synode

14. Juni 2016 in Weltkirche


Bereits fünf orthodoxe Kirchen verweigern ihre Teilnahme am ersten Panorthodoxen Konzil seit Jahrhunderten - Begründung: Ungelöste Streitigkeiten in den sechs geplanten Konzilsdokumenten sowie der Geschäftsordnung


Moskau (kath.net/KNA) Die russisch-orthodoxe Kirche hat ihre Teilnahme an dem ab Sonntag geplanten ersten Panorthodoxen Konzil seit Jahrhunderten abgesagt. Das oberste Leitungsgremium der mit Abstand größten orthodoxen Landeskirche, der Heilige Synod mit Patriarch Kyrill I., begründete seine Entscheidung am Montagabend damit, dass der Gipfel die Orthodoxie zu spalten drohe, statt sie zu einen.

Das Moskauer Patriarchat verwies auf die Beschlüsse der orthodoxen Kirchen von Bulgarien, Georgien und Antiochien, nicht an dem Konzil teilzunehmen. Auch die serbisch-orthodoxe Kirche hatte zuletzt eine Verschiebung der Versammlung gefordert. Damit bleiben voraussichtlich mindestens fünf Nationalkirchen der Versammlung fern, darunter mit Russland die mit Abstand größte und mitgliederstärkste. Die Autorität des Konzils und auch des Ehrenprimats von Konstantinopel ist mit der jüngsten Absage geschmälert.

Das Moskauer Patriarchat schloss sich der Forderung der vier anderen eigenständigen orthodoxen Kirchen, nach einer Verschiebung des Konzils, an. Wenn das federführende Patriarchat von Konstantinopel diesen Vorschlag nicht annehme und das Konzil ohne mehrere orthodoxe Kirche abhalte, sei es «unmöglich», dass die russisch-orthodoxe Delegation teilnehme, heißt es in dem Beschluss.

Kyrill I. kritisierte, dass das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel den Vorschlag der russisch-orthodoxen Kirche abgelehnt habe, noch vor dem Konzil ein Sondertreffen aller orthodoxen Kirchen abzuhalten. Dieses hätte die Probleme beseitigen sollen, deretwegen eine «Reihe von Kirchen» ihre Konzil-Teilnahme abgesagt hätten.

Der Außenamtschef der russisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Hilarion, betonte nach der Sondersitzung des Heiligen Synods vor Journalisten, es müssten alle orthodoxen Kirchen an dem Konzil teilnehmen, damit dessen Beschlüsse rechtmäßig seien. Eine Verschiebung des Gipfels sei «nicht katastrophal», sondern normal, zitierte ihn die Nachrichtenagentur Interfax.

Das Panorthodoxe Konzil wird seit 1961 vorbereitet und wäre die erste Kirchenversammlung dieser Art in der Neuzeit. Den Termin und die Themen des geplanten Gipfels auf der Insel Kreta hatten die Oberhäupter der eigenständigen orthodoxen Landeskirchen Ende Januar beschlossen.

Die orthodoxen Kirchen von Bulgarien, Georgien und Antiochien mit Sitz im Libanon hatten ihre Teilnahme am Konzil in den vergangenen Tagen abgesagt. Ähnlich äußerte sich die serbisch-orthodoxe Kirche und verlangte eine Verschiebung der Versammlung. Die Kirchen begründeten dies mit ungelösten Streitigkeiten über einzelne Punkte in den sechs geplanten Konzilsdokumenten sowie der Geschäftsordnung.

Das Konzil soll der Einheit der orthodoxen Kirchen dienen sowie innerorthodoxe Streitfragen klären und über die Beziehungen zur nichtorthodoxen Welt beraten. An ihm sollten die 14 Landeskirchen jeweils mit ihrem Oberhaupt sowie 24 Bischöfen teilnehmen.

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