Religionspädagoge Biesinger gegen Frühfirmung: «Völliger Unsinn»

29. Juni 2016 in Jugend


Gerade die Jugendlichen bräuchten für die Weiterentwicklung ihres Glaubensverständnisses Unterstützung, betont der Tübinger Religionspädagoge Albert Biesinger.


Tübingen (kath.net/KNA) Für «völligen Unsinn» hält der Tübinger Religionspädagoge Albert Biesinger den Vorschlag, das Sakrament der Firmung bereits Sechsjährigen zu spenden - statt Jugendlichen zwischen 12 und 16 Jahren. Biesingers Augsburger Kollege Georg Langenhorst hatte am Montag als idealen Zeitpunkt für die Firmung die Einschulung und damit die Zeit vor der Erstkommunion vorgeschlagen, kath.net hat berichtet. Langenhorst sprach bei der gängigen Praxis von einem «verschenkten Sakrament». Die meisten Jugendlichen würden nicht wesentlich geprägt. Es sei fragwürdig, vom Sakrament der Mündigkeit zu sprechen.

Für Biesinger leitet sich die Annahme, dass die Firmvorbereitung nichts bringe, aus der Erfahrung ab, dass Jugendliche danach nur selten zum Gottesdienst kämen. Dem hielt Biesinger entgegen, dass Jugendliche, die bei der meist mehrmonatigen Firmvorbereitung positive Erfahrungen gemacht hätten, oft viele Jahre später kirchlich heirateten und ihre Kinder taufen ließen.

Gerade Jugendliche bräuchten für die Weiterentwicklung ihres Glaubensverständnisses Unterstützung, so Biesinger. Studien über Erstkommunionkinder belegten mit Blick auf Nachhaltigkeit, dass einige Jahre später eine altersgemäße Glaubenskommunikation dringend nötig sei. Laut Bisinger ist Langenhorsts Ansatz einer früheren Firmung keineswegs neu. Schon in den 1970er Jahren sei der Theologe Hans Küng mit entsprechenden Vorschlägen auf Unverständnis gestoßen.

Oft stecke hinter solchen Ideen die Befürchtung, sich nicht qualifiziert mit manchmal undisziplinierten Jugendlichen «mit ihren ganzen kritischen Fragen und Glaubenszweifeln einlassen zu können», sagte Biesinger der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Engagement und innovative Wege der Firmvorbereitung «bringen Jugendliche in ihrer altersgemäßen Gottessuche sehr wohl weiter». Aus seiner Sicht ist Langenhorsts Vorschlag nicht mit dem Anspruch von Papst Franziskus für eine missionarische Kirche vereinbar, die Menschen an Rändern in ihren oft komplizierten Lebenssituationen einbeziehen und würdigen wolle.

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