Weihbischof Eleganti: 'Im Beichtgespräch Hebammendienste leisten'

5. Juli 2016 in Spirituelles


Eleganti in Augsburg: Um die Beichtpraxis wieder zu stärken, sei es Aufgabe des Beichtvaters, den Beichtenden dort zu begleiten, wo dieser sich selber erkennt und Einsicht in seine Schuld hat, und ihn nicht mit falschen Ratschlägen


Augsburg (kath.net/pba) Weihbischof Marian Eleganti aus der Schweizer Diözese Chur hat heute beim „Tag der Priester und Diakone“ im Rahmen der Ulrichswoche vor rund 100 Teilnehmern im Haus St. Ulrich mit eindrucksvollen Worten die theologische und geistige Bedeutung des Bußsakraments unterstrichen. Um die Beichtpraxis wieder zu stärken, sei es Aufgabe des Beichtvaters, den Beichtenden dort zu begleiten, wo dieser sich selber erkennt und Einsicht in seine Schuld hat, und ihn nicht mit falschen Ratschlägen zu verführen, betonte Weihbischof Eleganti. „Ich kann nicht einfach eine fromme Flöte spielen und dem Beichtenden meine Einsichten aufdrücken“, warnte er. Der Priester sei schließlich kein Orakel, sondern müsse im Beichtgespräch „Hebammendienste leisten“.

Dies sei gerade heutzutage immer notwendiger in einer Zeit, in der viele Menschen keine Scheu mehr haben, öffentlich in Talkshows über alles zu reden, auch über Intimes und Grenzwertiges. In der Öffentlichkeit gäbe es kein Beichtgeheimnis, vielmehr eine Öffentlichkeit der Sünde, so der Weihbischof. Einer werde an den Pranger gestellt und müsse als Sündenbock die Buße auf sich nehmen, so lange bis die Partei, die Stadt oder die Regierung wieder reingewaschen sei.

Nicht immer einfach sei die Situation für einen Priester. Einerseits ist er selbst ein Mensch mit allen Sünden, der ständig darum bemüht sein müsste, die eigenen Schwächen in den Griff zu bekommen. Andererseits sollte er durch die Weihe „Zeuge der Gotteserfahrung“ und gleichsam transparent auf Christus hin sein. Dies unterscheide letztlich auch das Beichtgespräch von einer Therapiestunde. Zum einen komme die Vollmacht des Priesters, Sünden zu vergeben direkt von Jesus, der diese seinen Jüngern an Ostern erteilt hat. Zum anderen handle es sich beim Beichtgespräch um ein „Miteinander vor Gott“, bei dem der Priester Mittler zwischen Gott und den Menschen sei.

In der anschließenden Podiumsrunde sprachen Weihbischof Eleganti, Pfarrer Ruppert Ebbers (Pfarreiengemeinschaft Kempten-Ost), Diakon Elmar Schmid (PG Marktoberdorf) und Pastoralreferentin Nicole Seibold (PG Dinkelscherben) über ihre „Beicht(hör)erfahrungen“. Wie erkläre ich einem der Kirche Fernstehenden die Beichte, fragte Moderatorin Dr. Veronika Ruf vom Institut für Neuevangelisierung in die Runde. Es sei durchaus auch schon vorgekommen, „dass ich auf dem Fußballplatz mit dem Thema konfrontiert wurde“, antwortete Seibold. Ihrem Gegenüber entgegnete sie dann, dass Sünden nicht unsere Privatangelegenheit seien. Weihbischof Eleganti fügte hinzu: „Sünde ist nie privat. Jede Sünde verletzt den ganzen Leib der Kirche.“ Man könne seine Sünden nicht im Wald mit sich selbst ausmachen. Für Pfarrer Ebbers sei die Beichte auch eine Chance, „wieder ganz ich selbst zu sein“ und sich von Gott Vertrauen und Vergebung schenken zu lassen. Dies setze beim Beichtenden allerdings auch die Bereitschaft voraus, sich auf das Sakrament einzulassen und sich gut darauf vorzubereiten, ergänzte Diakon Schmid.

Vor der Pontifikalvesper mit Bischof Dr. Konrad Zdarsa in der Ulrichsbasilika hatten die Priester und Diakone in sechs Gesprächsrunden die Möglichkeit, sich zu pastoralen Fragen rund um das Bußsakrament auszutauschen. Dabei standen unter anderem „Erstbeichte bei Kindern“ und „Beichtgespräche mit Jugendlichen“ ebenso zur Wahl wie „Neue Zugänge zum Bußsakrament“ oder „Knifflige Fragen zum Kirchenrecht“.

Podium zu „Beicht(hör)erfahrungen“. Von links: Pfarrer Ruppert Ebbers, Pastoralreferentin Nicole Seibold, Diakon Elmar Schmid, Weihbischof Marian Eleganti, Moderatorin Dr. Veronika Ruf


Foto (c) Nicolas Schnall/Presse Bistum Augsburg


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