Koch für mehr Dialog mit Evangelischen über Bioethik-Streitfragen

7. Juli 2016 in Weltkirche


Kurienkardinal: "Neue Differenzen" zeigen sich beim Lebensschutz, bei Familie, Ehe Sexualität und Gender-Debatte - Wenn Kirchen nicht mit einer Stimme sprechen können, wird christliche Stimme immer schwächer" - 2017 kein Papstbesuch in Deutschland


Salzburg (kath.net/KAP) Den Dialog mit der evangelischen Kirche über unterschiedliche Sichtweisen in bioethischen Fragen möchte der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, intensivieren. Als Themen, wo sich "neue Differenzen" zeigten, nannte der Kurienkardinal in einem Interview mit der Kooperationsredaktion der österreichischen Kirchenzeitungen (aktuelle Ausgabe) den Schutz des Lebens an seinem Anfang und an seinem Ende sowie Familie, Ehe und Sexualität vor allem im Kontext der Gender-Debatte. "Wenn die christlichen Kirchen in Europa zu den zentralen Fragen des Lebens nicht mit einer Stimme sprechen können, wird die christliche Stimme immer schwächer", befürchtet Koch.

Glaubensfragen hätten in den letzten Jahren im ökumenischen Austausch vertieft werden können, "aber auf ethischem Gebiet sind neue Differenzen aufgetreten". Freilich sieht der "Ökumene-Minister" des Vatikans auch in der Theologie noch "Baustellen" - so beim Kirchen- und Amtsverständnis, aber auch bei der Eucharistie. Hier sei einer gemeinsame Erklärung ähnlich wie 1999 bei der Frage der Rechtfertigungslehre anzustreben. Vorbild dafür bieten laut dem Kardinal lokale Bemühungen in den USA und Finnland, wo einzelne Dialoge diese Fragen aufgegriffen hätten.

Entscheidend sei bei allen Diskussionen, "dass die theologischen Dialoge nicht derart abgehoben sind, dass man den Eindruck hat, es ginge nur um akademische Spitzfindigkeiten". Das passiert laut Koch im Moment aber noch zu wenig; "das müsste noch intensiver geschehen". Übereinstimmungen würden nämlich erst dann fruchtbar, "wenn sie von den Kirchenleitungen und von den Gläubigen angenommen werden". Insofern sei jeder Konsens in der Ökumene darauf angewiesen, akzeptiert zu werden.

Spekulationen um einen möglichen Papstbesuch in Deutschland während des Reformationsgedenkens 2017 erteilte der Kurienkardinal eine Absage. Wie mit dem Lutherischen Weltbund abgesprochen, reise der Papst zum Reformationsgedenken Ende Oktober 2016 nach Schweden und nicht nach Deutschland.



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Archivfoto Kurienkardinal Koch (c) kath.net/Petra Lorleberg



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