Untergetaucht im Licht – Leseprobe 5

9. August 2016 in Buchtipp


Leseprobe 5 aus dem Buch „Untergetaucht im Licht - Warum ich alles riskierte, um den Islam zu verlassen und Jesus zu folgen“ von Rifqa Bary


Linz (kath.net)
Eines Abends, ein paar Wochen nach meiner Taufe, stand mein Vater brüllend vor meinem Schlafzimmer: „Rifqa! Mach diese verd… Tür auf!“Ich war gerade aus der Dusche gekommen und machte mich bettfertig. Die Tür war verschlossen und offenbar hämmerte er mit der Faust dagegen: Die Schläge wurden lauter und lauter. Mein Herz raste in einem Anfall von Panik. Ich begann, am ganzen Körper zu zittern. Wo konnte ich mich verstecken, sodass er mich nicht fand? Mit den Augen suchte ich den Raum ab, ob es irgendwo einen sicheren Platz für mich gäbe. Nirgends. Ich hatte keine Wahl: Ich musste die Tür öffnen.

Ich sank gegen die Wand, als er hereinstürmte und seine erdrückende Gegenwart plötzlich alle Luft aus dem Raum zu pressen schien. Ich hatte schreckliche Angst. Ich bekam keine Luft. „Bist du Christin?!“, schrie er. Ich gab keine Antwort. Was sollte ich auch sagen? „Wer ist dein Pastor?“, fragte er noch etwas lauter.

Ich schloss die Augen und wappnete mich für die Schläge, die ganz sicher kommen würden. Ich werde Dich nicht verleugnen, Herr. Ich werde Dich nicht verleugnen, Herr, sagte ich immer wieder still vor mich hin und keuchte hörbar. Doch er brüllte nur immer lauter und fuhr mit seinen Fragen fort. „Bist du getauft, Rifqa?! Antworte mir!“ Den Kopf gesenkt starrte ich zu Boden, zitterte und sagte kein Wort, während sein verkrampfter Körper von gänzlich anderen Regungen geschüttelt wurde.

Ich habe meinen Vater Dutzende Male zornig erlebt, Hunderte Male, doch der Zorn, der an diesem Abend in diesem Augenblick in ihm tobte, übertraf alles, was ich bisher erlebt hatte. Plötzlich griff er nach dem nächsten stumpfen Gegenstand, nahm meinen Laptop vom Bett und hob ihn hoch, als wollte er ihn mir gegen den Kopf schmettern. Alles drehte sich im Zeitlupentempo und ich erhaschte einen Blick auf meine Mutter, die die ganze Szene aus einer gewissen Entfernung mit vor der Brust verschränkten Armen still beobachtete. In ihren dunkelbraunen Augen standen Tränen, doch sie weinte nicht um mich, nicht vor Entsetzen über ihren Mann, der seine eigene Tochter bedrohte, sondern vor Entsetzen über die Schmach, die ich der Familie vermeintlich angetan hatte. Es war nicht sein, sondern mein Verhalten, das sie betrauerte.

Ich schaute wieder auf das Notebook, das er nach wie vor in der erhobenen Hand hielt, aber aus irgendeinem Grund noch nicht auf mich hatte niederkrachen lassen. Ich wünschte, ich wäre tot. Alles wäre besser als das hier. „Wenn du Christin bist“, brüllte er, „dann werde ich dich töten! Verstehst du mich?“Mich töten? Er konnte nicht meinen, was er da sagte. Mich töten? Papa …

So rasend und unberechenbar gewalttätig er auch sein mochte – ich wusste, dass mein Vater kein Ungeheuer war. Ich sah in seine Augen, die den meinen in Form und Farbe so ähnlich waren, und wusste, dass er mein Leben unmöglich für so wertlos halten konnte. Oder doch? Manchmal muss ein einfacher muslimischer Mann, der seiner Religion treu bleiben will, das Undenkbare tun, um seine Ehre zu bewahren. Und wenn das bedeutete, dass er seine rebellische Tochter für ein Vergehen opfern musste, das er ‒ das wussten wir beide – für unverzeihlich hielt, dann sollte es eben so sein.

Selbst jetzt noch sehnte ich mich danach, dass dieser blindwütige Mann, der sich vor mir wie ein Raubtier bewegte, mich verstand und liebte. Und ebenso wünschte ich mir, dass meine Mutter mich verteidigte und umarmte, sich anhörte, was mein Herz bewegte, und mich mit ihren schützenden Armen umfing. Doch wie sinnlos und dumm war diese Vorstellung. Hass und Verachtung hatten sie völlig überwältigt. Jahrhunderte des Abscheus schienen in das Gesicht meines Vaters hineingeätzt.

„Dich töten!“, hatte er gesagt. „Ich werde dich töten!“ Ich hatte keinen Grund anzunehmen, dass er nicht tun würde, was er sagte. Obwohl ich mir wünschte, kühn und mutig zu sein, obwohl ich Angst davor hatte, ein Feigling zu sein und Christus zu verleugnen, konnte ich doch in diesem Augenblick ganz offensichtlich nichts anderes tun als zittern, schweigen und beten, dass es ein Ende nahm, ehe noch ein Verbrechen geschah.

Bis heute weiß ich nicht, was ihn davon abgehalten hat, meinen zarten Körper mit seinen Fäusten oder meinem Laptop zu bearbeiten. Ich vermute, dass er mir auf seine eigene, verdrehte und rätselhafte Weise etwas erweisen wollte, das seiner Vorstellung von Barmherzigkeit entsprach. Auch wenn ich in dieser Nacht zum Glück ohne Misshandlungen davonkam, gaben mir seine Worte zu verstehen, dass ich mich dem Ende des Weges näherte. Von diesem Tag an würde ich nie mehr so behandelt werden wie vorher. Ich war Abfall und musste weggeworfen werden.

Er hielt mir den Finger direkt ins Gesicht. „Ich werde dir einige Tage Zeit geben, um zum Islam zurückzukehren. Ich werde dich zusätzliche Islamstunden nehmen lassen. Und ich werde gnädig sein, wenn du deinen Glauben an Jesus aufgibst!“ Doch um kein Missverständnis aufkommen zu lassen, fügte er hinzu: „Du hast etwas so Abscheuliches getan, dass du nie wieder eine echte Muslimin sein kannst. Du wirst tot sein! Verstehst du mich?

kath.net-Buchtipp
Untergetaucht im Licht - Warum ich alles riskierte, um den Islam zu verlassen und Jesus zu folgen
Von Rifqa Bary
Gebunden, 288 Seiten
2016 Media Maria
ISBN 978-3-9454011-8-7
Preis 19.50 EUR

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