In guter Tradition

16. August 2016 in Chronik


Die spontanen Besuche von Papst Franziskus haben ein historisches Vorbild. Von Ulrich Nersinger


Vatikan (kath.net) Vergangene Woche unternahm der Heilige Vater zwei unangekündigte Besuche; der eine führte ihn zu dem Benediktinerinnenkloster bei Carsoli in den Abruzzen, der andere zum Franziskanerinnen-Konvent am Salto-See in der Provinz Rieti. Mit seinen spontanen Ausflügen zur Sommerzeit befindet sich Papst Franziskus in guter Tradition zu einem seiner Vorgänger, dem seligen Pius IX. (Giovanni Maria Mastai Ferretti, 1846-1878).

Die Aufenthalte Pius IX. in Castel Gandolfo, der päpstlichen Sommerresidenz vor den Toren Roms, blieben der dortigen Bevölkerung noch lange nach dem Tod des Pontifex in lebhafter Erinnerung. Bis zum Ende des alten Kirchenstaates im Jahre 1870 verbrachte der Papst fast jedes Jahr die Sommermonate in den Albaner Bergen. Er nutzte Castel Gandolfo zu ausgedehnten Ausflügen – zu Fuß, zu Pferde und mit der Kutsche. Es soll im Umkreis von zehn Meilen keine Kirche, kein Kloster, kein Kolleg oder Wohltätigkeitsinstitut gegeben haben, das er nicht besucht hätte.

Eines Tages kam Pius IX. am frühen Morgen unangemeldet in eine Klosterkirche nahe dem Städtchen Albano und kniete auf dem Betstuhl vor dem Altar nieder. Dem Papst fiel auf, dass sich die Kirche nicht im besten Zustand befand und die Ordensleute es an der nötigen Sorgfalt für das Gotteshaus fehlen ließen. Nach dem Gebet begab er sich in das Kloster und unterhielt sich leutselig mit den Mönchen. Diese baten ihn beim Abschied schüchtern um ein Andenken an seinen Besuch. Pius IX. erwiderte, er habe eines an der Stelle zurückgelassen, wo er niedergekniet sei. Als die Mönche nachsahen, fanden sie in dem Staub, der das Betpult dicht bedeckte, den Namenszug des Papstes.

Erste Fotos eines Papstes: Papst Pius IX.









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