Schönborn zu IS-Terror: 'Hass hat nicht das letzte Wort'

20. August 2016 in Kommentar


Wiener Kardinal: Islamistischer Terror wird so schnell kein Ende finden, umso mehr, als inzwischen Christen zum vorrangigen Ziel des IS werden - Trotzdem: "Ich glaube fest daran, dass die Besonnenen langfristig siegen"


Wien (kath.net/KAP) Der islamistische Terror wird so schnell kein Ende finden, umso mehr, als inzwischen Christen zum vorrangigen Ziel des "Islamischen Staates" (IS) geworden sind: Das betont Kardinal Christoph Schönborn (Foto) in seiner Kolumne in der Gratiszeitung "Heute" unter Verweis auf die jüngste Ausgabe des IS-Propaganda-Magazins "Dabiq", in dem dazu aufgerufen wird, das Kreuz zu "brechen" ("Break the Cross"). Sicher würden IS-Anhänger weiter Gelegenheiten für Attentate suchen, so der Kardinal. Sicher sei aber auch, "dass die guten Kräfte sich mehr zusammenschließen werden".

Papst Franziskus sei nicht naiv, wenn er zum Dialog aufruft. "Ich glaube fest daran, dass die Besonnenen langfristig siegen", so Schönborn. "Der Hass hat nicht das letzte Wort", zeigt sich Schönborn überzeugt. Schließlich hätten weltweit auch viele Muslime ihre Abscheu über die Taten des IS zum Ausdruck gebracht. Die Terrormiliz wüte auch innerhalb des Islam und verbreite Schrecken und Entsetzen, so Schönborn.

Schönborn verweist in seiner Kolumne auf das IS-Propaganda-Magazin "Dabiq". In dessen jüngster Ausgabe heißt es wörtlich: "Wir hassen euch vor allem, weil ihr Ungläubige seid. Ihr weist die Einheit Allahs zurück." Das seien die Motive der beiden 19-jährigen gewesen, die in Frankreich Pater Jacques Hamel während des Gottesdienstes ermordeten, zeigt sich der Kardinal betroffen.

Auch die Orient-Expertin Gudrun Harrer hat im "Standard" (13. August) in einer Analyse auf das "Dabiq"-Magazin Bezug genommen. Ihre Schlussfolgerung: Der IS rückt den Hass und Kampf gegen Christen ins Zentrum seiner Aktivitäten. Wenn dies der neue Kitt werden soll, um die disparaten IS-Mitglieder angesichts des schrumpfenden Territoriums im Nahen Osten zusammenzuhalten, dann sei das "keine gute Nachricht für den Westen", so Harrer.

Hass der Muslime

Die Aussagen in "Dabiq" sind eindeutig: Es bleibt den Ungläubigen laut IS nur die Wahl, entweder den Islam anzunehmen oder sich ihm durch die Zahlung der Dschisja, die Kopfsteuer für Nicht-Muslime in islamischen Staaten, demütig zu unterwerfen. Die Christen des Westens würden sich den Hass der Muslime u.a. auch deshalb zuziehen, weil sie liberale, säkulare Gesellschaften etabliert hätten, in denen alles erlaubt sei, was Allah verboten habe. Gleichzeitig stellten sie sich den Plänen Allahs in den Weg, indem sie etwa Staat und Religion trennten.

Als weitere Begründung für den tödlichen Hass führt der IS in dem Magazin die Verbrechen des Westens gegen den Islam an. Doch auch ein Ende westlicher Militärinterventionen brächte nicht das Ende islamischen Hasses. "Selbst wenn ihr aufhörtet, uns zu bombardieren, einzusperren, zu foltern, uns schlecht zu machen und unser Land zu besetzen, würden wir fortfahren, euch zu hassen. Denn unser Hauptgrund, euch zu hassen, wird nicht wegfallen, bis ihr den Islam annehmt", heißt es wörtlich.

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Foto Kardinal Schönborn (c) kath.net


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