Die grundlegende Botschaft des Evangeliums: Gottes- und Nächstenliebe

28. August 2016 in Aktuelles


Franziskus: die Lehre über den Wert der Demut und der wahre Lohn. Der Papst gedenkt der Opfer des Erdbebens in Mittelitalien und stellt seinen Besuch in Aussicht. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden“: Angelus am 22. Sonntag im Jahreskreis, Fest des heiligen Augustinus. In seiner Ansprache vor dem Mittagsgebet ging Papst Franziskus vom Tagesevangelium aus (Lk 14,1.7-14):

„Als Jesus an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen kam, beobachtete man ihn genau. Als er bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchten, nahm er das zum Anlass, ihnen eine Lehre zu erteilen. Er sagte zu ihnen: Wenn du zu einer Hochzeit eingeladen bist, such dir nicht den Ehrenplatz aus. Denn es könnte ein anderer eingeladen sein, der vornehmer ist als du, und dann würde der Gastgeber, der dich und ihn eingeladen hat, kommen und zu dir sagen: Mach diesem hier Platz! Du aber wärst beschämt und müsstest den untersten Platz einnehmen.

Wenn du also eingeladen bist, setz dich lieber, wenn du hinkommst, auf den untersten Platz; dann wird der Gastgeber zu dir kommen und sagen: Mein Freund, rück weiter hinauf! Das wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.

Dann sagte er zu dem Gastgeber: Wenn du mittags oder abends ein Essen gibst, so lade nicht deine Freunde oder deine Brüder, deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein; sonst laden auch sie dich ein, und damit ist dir wieder alles vergolten. Nein, wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein. Du wirst selig sein, denn sie können es dir nicht vergelten; es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten“.

Zwei richtungweisende Gleichnisse erzähle Jesus: das eine betreffe den Platz, das andere den Lohn.

Im ersten Gleichnis beabsichtige Jesus nicht, Normen des guten Verhaltens zu geben. Vielmehr gehe es um eine Lehre über den Wert der Demut. Die Geschichte lehre, dass der Stolz, die Eitelkeit, das sich zur Schau Stellen Ursache vieler Übel seien. Es sei notwendig, den letzten Platz zu wählen, die Kleinheit und die Verborgenheit zu suchen: die Demut. Wenn wir uns vor Gott in dieser Dimension der Demut stellten, werde uns Gott erhöhen und sich über uns beugen, um uns zu ihm zu erhöhen: „Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden“ (V. 11).

Die Worte Jesu unterstrichen völlig unterschiedliche und entgegengesetzte Haltungen: die Haltung dessen, der sich seinen Platz aussuche, und die Haltung dessen, der ihn sich von Gott zuweisen lasse und von ihm den Lohn erwarte. Es dürfe nicht vergessen werden, dass Gott viel mehr als die Menschen zahle. Der Platz, den Gott uns zuweise, sei in der Nähe seines Herzens und sein Lohn das ewige Leben.

In zweiten Gleichnis verweise Jesus auf die uneigennützige Haltung, welche die Gastfreundschaft auszeichnen müsse: „Wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein. Du wirst selig sein, denn sie können es dir nicht vergelten; es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten“.

Es gehe darum, die Unentgeltlichkeit zu wählen. Die Armen könnten, das, was ihnen zuteil werde, nie vergelten So zeige Jesus, dass er die Armen und Ausgeschlossenen vorziehe, welche die Privilegierten im Reich Gottes seien. So lanciere er die grundlegende Botschaft des Evangeliums: dem Nächsten aus Liebe zu Gott zu dienen.

Heute verleihe Jesus denen eine Stimme, die keine Stimme hätten. An einen jeden von uns richte er einen innigen Aufruf, das Herz zu öffnen und die Leiden der Armen, der Hungernden, der Ausgeschlossenen, der Flüchtlinge, all derer, sie von der Gesellschaft und der Vorherrschaft der Stärkeren ausgesondert würden, zu den unseren zu machen.

Der Papst brachte seine Dankbarkeit gegenüber allen Ehrenamtlichen zum Ausdruck, die ihren Dienst leisteten und in den Mensen alleinstehenden Menschen, Arbeitslosen oder Obdachlosen zu essen gäben. Diese Mensen und andere Werke der Barmherzigkeit seien „Übungsplatz der Nächstenliebe“ und verbreiteten die Kultur der Unentgeltlichkeit. So werde der Dienst an den Brüdern und Schwestern zum Zeugnis der Liebe, das die Liebe Christi glaubwürdig und sichtbar mache.

Nach dem Angelus brachte Franziskus erneut seine Nähe gegenüber den Menschen zum Ausdruck, die in Mittelitalien (in Umbrien, Latium und in den Marken) von einem schweren Erdbeben betroffen sind (Amatrice, Accumoli, Arquata, Pescara del Tronto und Norcia). Die Kirche teile ihre Leiden und Sorgen. Sie bete für die Verstorbenen und Überlenden. Der Papst würdigte die professionelle Arbeit der Ordnungskräfte, des Zivilschutzes und der freiwilligen Helfer. Dies zeige, wie wichtig die Solidarität sei, um derart schmerzhafte Prüfungen zu überwinden. Franziskus stellte in Aussicht, dass er die betroffenen Gegenden so bald wie möglich besuchen werde, um persönlich den Trost des Glaubens, die Umarmung des Vaters und Bruders und die Unterstützung der christlichen Hoffnung zu bringen.


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