Ägypten: Neues Gesetz zum Bau von Kirchen verabschiedet

2. September 2016 in Weltkirche


Gebäude dürfen wieder ein Kreuz tragen und in Wohngebieten errichtet werden


Kairo (kath.net/idea) In Ägypten haben Kabinett und Parlament ein neues Gesetz zum Bau von Kirchen verabschiedet. Künftig dürfen kirchliche Gebäude ein Kreuz auf dem Dach haben und Kirchen in Wohngebieten errichtet werden. Das jetzt beschlossene Gesetz ersetzt bisher geltende Regelungen aus dem Jahr 1934. Danach durften Kirchen nicht in der Nähe von Schulen, Regierungsgebäuden und in Wohngebieten gebaut werden.

Nach Worten des Präsidenten der Evangelischen Kirchen in Ägypten, Andrea Zaki, ist die Regierung auf alle Forderungen der Christen eingegangen. So könnten auch illegal errichtete Kirchengebäude künftig im Nachgang anerkannt werden, ohne dass die Sicherheitsbehörden eine Möglichkeit zum Einspruch hätten.

Je weniger Christen, desto kleiner die Kirche

Kritischer beurteilt die Gesellschaft für bedrohte Völker (Göttingen) das erzielte Ergebnis. „Natürlich ist es positiv, dass Ägypten nach Jahrzehnten der Auseinandersetzung endlich den Neubau von Kirchen liberalisiert und erleichtert“, erklärte Afrikareferent Ulrich Delius am 31. August.

Aber leider gebe es erneut Bestimmungen, die die Ausübung der Religionsfreiheit für die christliche Minderheit in dem überwiegend muslimischen Land einschränkten. So schreibe beispielsweise Artikel 2 des neuen Gesetzes vor, dass sich die Größe einer neuen Kirche proportional am Anteil der christlichen Bevölkerung in dem Stadtviertel oder dem Dorf orientieren muss. Delius: „Diese Bestimmung wird radikalen Islamisten erneut die Möglichkeit bieten, mit Eingaben und massivem öffentlichen Druck den Neubau von Kirchen zu verzögern oder zu ver-hindern.“

„Die Salafisten werden auch in Zukunft den Mob der Straße mobilisieren“

Denn es gebe keine offiziellen Melderegister in ägyptischen Orten und somit auch keinen allseits anerkannten Überblick über deren Bevölkerungsstruktur. „Die Salafisten werden auch in Zukunft verstehen, wie sie den Mob der Straße für ihre Zwecke instrumentalisieren, um den dringend notwendigen Bau zusätzlicher Kirchen zu verhindern“, sagte Delius. Mit einer klaren gesetzlichen Regelung hätte diesem Missbrauch Einhalt geboten werden können.

In Ägypten mit seinen 87 Millionen Einwohnern, von denen die meisten Muslime sind, bilden die schätzungsweise bis zu zehn Millionen orthodoxen Kopten die größte Kirche. Hinzu kommen etwa 300.000 Mitglieder der koptisch-evangelischen Kirche, 200.000 Katholiken, mehr als 100.000 Mitglieder von Pfingst-, Brüder- und anglikanischen Gemeinden sowie 40.000 Griechisch-Orthodoxe.


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