Kunsthistorikerin: In Bayern gehören Kreuze zur Kulturlandschaft

3. September 2016 in Chronik


Kulturchefin des Deutschen Alpenverein reagiert auf die inzwischen dritte Zerstörung eines Gipfelkreuzes im Tölzer Land.


München (kath.net/KNA) In Bayern gehören Gipfelkreuze nach den Worten der Kulturchefin des Deutschen Alpenverein, Friederike Kaiser, zur Kulturlandschaft. Auch wenn nicht zwingend ein Kreuz auf einem Gipfel sein müsse, so hätten Berggipfel von jeher als der Punkt gegolten, «an dem sich der Himmel als Sitz des Übernatürlichen, des Göttlichen und die Erde berühren», sagte Kaiser der «Süddeutschen Zeitung» (Donnerstag). Deshalb sei es vielleicht naheliegend, dass man auf ihnen religiöse Symbole aufstelle. Das gelte auch für andere Kulturen. So fänden sich etwas im Himalaya an markanten Stellen buddhistische Gebetsfahnen.

Seit Pfingsten sind im Tölzer Land drei Gipfelkreuze beschädigt worden. Die Täter hackten diese mit Äxten um oder sägten sie ab. Zuletzt hatte ein Unbekannter am Samstag zwischen 22 Uhr und Mitternacht den fünf Meter langen Längsbalken des Eichenkreuzes am 2.102 Meter hohen Schafreiter malträtiert. Anders als in den vorausgegangen Fällen vollendete er sein Werk aber nicht. Dennoch sei das Kreuz so stark beschädigt worden, dass es umgelegt werden musste, wie es hieß.

Laut Kaiser war das erste in den Alpen errichtete Gipfelkreuz im Jahr 1799 jenes am Großglockner. Es habe sich vor allem um ein christliches Symbol gehandelt, zumal der Fürstbischof von Kärnten die Erstbesteigung des 3.798 Meter hohen Berges vorangetrieben habe. Aber das Kreuz sei auch genutzt worden, um an ihm ein Barometer aufzuhängen und meteorologische Messungen durchzuführen. Außerdem gibt es vom Hohenpeißenberger Pfarrer Christoph Ott aus dem Jahr 1851 eine Broschüre zur Aufstellung des Gipfelkreuzes auf der Zugspitze. Darin nennt er als dessen Sinn und Zweck, dass dieses Gott, König und Vaterland ehren solle.

Gipfelkreuze seien ein Zeichen der Heimatverbundenheit, so die Leiterin der Abteilung Kultur des Deutschen Alpenvereins und des Alpinmuseums München. Dazu gehöre der katholische Glauben ebenso wie die innige Bindung an Landschaft und Natur. Viele Kreuze seien auch nach dem Zweiten Weltkrieg aufgestellt worden, so Kaiser. Die Kriegsheimkehrer wollten damit dafür danken, dass sie überlebt hätten, und zugleich ihre gefallenen Kameraden gedenken.

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