'Die Kirche täte gut daran, für Ehe und Familie zu werben'

7. September 2016 in Interview


Zur Debatte um den Umgang mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften äußert sich das Mitglied des Sächsischen Landtags und engagierte evangelische Christ, Alexander Krauß (CDU). idea-Interview von Matthias Pankau


Dresden (kath.net/idea) Innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens ist die Debatte um den Umgang mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften neu entbrannt. idea-Redakteur Matthias Pankau sprach darüber mit dem Familien- und Sozialpolitiker Alexander Krauß (CDU). Der 40-Jährige aus dem Erzgebirge ist Mitglied des sächsischen Landtags und engagiertes Kirchenmitglied.

idea: In Sachsen-Anhalt setzt das CDU-geführte Ministerium für Justiz und Gleichstellung derzeit einen Plan zu mehr Gleichstellung homosexueller Lebenspartnerschaften um. Dazu gehört, dass bereits an Kindergärten und Schulen entsprechende Broschüren verteilt werden. Wann wird das in Sachsen kommen?

Krauß: Ich hoffe gar nicht. Allerdings arbeitet Staatsministerin Petra Köpping (SPD) an einem Aktionsplan zur Vielfalt von Lebensentwürfen. Dahinter verbirgt sich ein Sammelsurium an Ideen, um die Gender-Ideologie unters Volk zu tragen. Insbesondere geht es um Menschen, die sich nicht in die Kategorie Mann oder Frau einordnen lassen wollen.

„Gott hat uns als Mann und Frau geschaffen“

idea: Gibt es statistische Daten, wie viele Menschen das in Sachsen betrifft?

Krauß: Wir reden über eine verschwindend kleine Minderheit. Die Protagonisten dieser Ideologie verzichten bewusst darauf, Zahlen zu nennen. Theoretisch muss bei der Geburt eines Kindes nicht mehr eingetragen werden, ob es sich um einen Jungen oder ein Mädchen handelt. Deswegen habe ich einmal beim Statistischen Landesamt nachgefragt. Das Ergebnis: In Sachsen wurde noch kein einziges Kind geboren, was man nicht eindeutig zuordnen konnte. Der liebe Gott hat uns also doch als Mann und Frau geschaffen. Übrigens gibt es pro Jahr nicht mal ein Dutzend Geschlechtsumwandlungen. Das Thema ist also vollkommen aufgebauscht. Ich würde mir das gleiche Engagement für ganz normale Familien wünschen. Das würde unserer Gesellschaft wirklich etwas nützen.

idea: Was konkret plant die zuständige SPD-Ministerin?

Krauß: Zum Beispiel Beratungsstellen.

Sarkastisch gesagt: Jede Transgender-Persönlichkeit würde dann wohl eine Eins-zu-eins-Betreuung erhalten.

Als CDU werden wir hier kräftig gegenhalten. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir in der Koalition Zugeständnisse machen müssen. Eine absolute Mehrheit haben wir leider nicht mehr.

Die CDU hat das „C“ zu wenig gepflegt

idea: Die CDU bekommt vor allem ernsthafte Konkurrenz von der AfD. Viele ehemalige CDU-Stammwähler fühlen sich von „ihrer“ Partei im Stich gelassen. Sie finden im Parteiprogramm nichts mehr von dem „C“, fühlen sich von AfD-Positionen besser repräsentiert …

Krauß: Klar ist: Die CDU hat Fehler gemacht und auch das „C“ zu wenig gepflegt. Die AfD wird ausschließlich aus Protest gewählt. An der Kompetenz des Personals oder den Lösungsansätzen liegt es nicht. Die AfD ist mit Sicherheit keine christliche Partei, auch wenn es in der Partei Christen gibt. In Sachsen spricht die Partei vom Abendland, nicht vom christlichen Abendland. Ihre Hauptzielgruppe sind Konfessionslose, und deswegen wird man in der Partei das „C“ nur in homöopathischer Dosis finden.

0,001 Prozent eingetragene Lebenspartnerschaften

idea: Sie sind nicht nur Politiker, sondern auch engagierter evangelischer Christ. Derzeit scheint der Streit zwischen konservativen und liberalen Kräften um den Umgang mit unterschiedlichen Lebensformen – konkret der Segnung oder gar Trauung Homosexueller – wieder aufzuflammen. Wie sind Ihre Erfahrungen als Politiker und aktives Gemeindemitglied: Legt eine Mehrheit der gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften überhaupt Wert darauf, in der Kirche gesegnet bzw. getraut zu werden?

Krauß: Vermutlich nicht. Hier wird ein Thema vollkommen überbetont. 80 Prozent der Sachsen, die in einer Beziehung leben, haben sich für die Ehe entschieden und 0,001 Prozent für eine eingetragene Lebenspartnerschaft. Die Kirche täte also gut daran, einfach dafür zu werben, dass Ehe und Familie eine gute Sache sind.

idea: Vielen Dank für das Gespräch!


© 2016 www.kath.net