'Jesus Christus hat nie etwas zur SRG oder zum Service Public gesagt'

5. September 2016 in Schweiz


Direktor des Portals "kath.ch" attackiert Schweizer Politikerin Natalie Rickli. Diese tritt jetzt aus der Schweizer Staatskirche aus und bekommt dafür Unterstützung vom Bistum Chur


Chur (kath.net)
"Wir haben Verständnis für Frau Ricklis Reaktion. Jesus Christus hat nie etwas zur SRG oder zum Service Public gesagt. Weder die Bibel noch das Lehramt der katholischen Kirche äussern sich zum (finanzpolitischen) Verhältnis Medien - Staat." Mit diesen Worten hat das Bistum Chur am Montag den "Kirchenaustritt" der Schweizer Politikerin Natalie Rickli (Foto) kommentiert. Rickli wurde vor einigen Tagen von Charles Martig, dem Direktor des Portals "kath.ch" bei einem aus kirchlicher Sicht völligen Randthema scharf angegriffen. Martig warf Rickli vor, dass sie die "Würde der Menschen" veräußere, weil diese als Präsidentin der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen (KVF) dafür eintrat, dass es ein Nebeneinander der SRG und privaten Medien brauche.

Besonders brisant: Rickli ist katholisch und möchte das auch bleiben. Von der römisch-katholischen Körperschaft aber hat die Medienpolitikerin jetzt genug. In einem offenen Brief informiert Rickli den Präsidenten der Bischofskonferenz, Charles Morerod (54), über ihren Austritt. "Dass Herr Martig im Namen der römisch-katholischen Kirche mein politisches Engagement angreift, erschüttert mich – bin ich doch seit meiner Taufe vor 39 Jahren römisch-katholischer Konfes­sion. Jetzt reicht es mir", schreibt sie in einem offenen Brief. Noch brisanter ist allerdings die Tatsache, dass Martig selbst im Publikumsrat der SRG tätigt ist und daher durchaus parteiisch agiert.

Unterstützung bekommt die Politikerin vom Bistum Chur. "Es ist daher falsch, wegen Differenzen in solchen Fragen einen Menschen als nicht mehr katholisch zu bezeichnen oder öffentlich auszugrenzen. Das Bistum Chur bedauert eine solche parteipolitische Instrumentalisierung der Kirche. Wir sind froh, dass sich Frau Rickli trotz der diffamierenden Aussagen des Portals kath.ch weiterhin als römisch-katholische Gläubige versteht. Denn sie hat lediglich ihre Mitgliedschaft in der staatskirchenrechtlichen Körperschaft (Landeskirche) gekündigt und kann sich daher, gemäss Bundesgerichtsurteil von 2007, weiterhin als Teil der Gemeinschaft der römisch-katholischen Kirche verstehen", schreibt das Bistum in einer Erklärung.

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