'Selig, die arm sind vor Gott'

7. September 2016 in Spirituelles


Da fast alle Menschen von Natur aus zum Stolz neigen, brandmarkt der Herr zu Beginn der Seligpreisungen das Grundübel der Selbstgefälligkeit - Gedanken des Hl. Gregor von Nyssa


Rom (kath.net)
Da fast alle Menschen von Natur aus zum Stolz neigen, brandmarkt der Herr zu Beginn der Seligpreisungen das Grundübel der Selbstgefälligkeit und rät, sich den wahren, den freiwillig Armen zum Vorbild zu nehmen, ihn, der wirklich selig ist – um ihm, so gut es geht, durch freiwillige Armut ähnlich zu werden, und so teilzuhaben an seiner Seligkeit, an seinem Glück. „Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht: Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave“ (Phil 2,5-7).

Was gibt es für Gott Beschämenderes, als das Leben eines Sklaven zu führen? Was gibt es für den König des Universums Geringeres, als unsere Menschennatur anzunehmen? Der König der Könige und Herr der Herren, der Richter aller (1 Tim 6,17; Hebr 12,33) zahlt dem Kaiser Steuern (Mk 12,17). Der Herr der Schöpfung umarmt diese Welt, tritt in eine Höhle, findet in einem Gasthof keinen Platz und sucht in einem Stall Zuflucht, zusammen mit Tieren, die keine Vernunft haben. Der ganz Reine lädt den Schmutz der menschlichen Natur auf sich, teilt mit uns alles Elend und macht schließlich sogar die Erfahrung des Todes. Wie ganz ohne Maß ist doch seine freiwillig angenommene Armut! Das Leben selbst verkostet den Tod, der Richter wird vor den Gerichtshof gezerrt, der Herr des Lebens aller Menschen unterwirft sich einem Richter, der König der himmlischen Mächte entzieht sich den Henkern nicht. Daran, sagt der Apostel Paulus, kann man seine Demut ermessen (Phil 2,5-7).


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