Burka-Debatte wird auch innerkirchlich kontrovers geführt

9. September 2016 in Österreich


In der Debatte um ein Burka-Verbot werden innerkirchlich breite Gräben sichtbar.


Wien (kath.net/KAP) Die Debatte um ein Burka-Verbot wird auch innerkirchlich kontrovers geführt und lässt auch dort breite Gräben sichtbar werden: So kreuzen auf Einladung der Gemeinschaftsredaktion der Kirchenzeitungen der Publizist Hans Winkler und die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (KFBÖ), Veronika Pernsteiner, argumentativ die Klingen. Der "Presse"-Kolumnist und frühere Vorsitzende des Verbandes Katholischer Publizisten, Winkler, plädierte dabei mit Vehemenz für ein Burka-Verbot, die KFBÖ-Vorsitzende mahnte zur juristischen Zurückhaltung: Ziel müsse die "Selbstermächtigung" der Frauen sein. Diese könne jedoch nicht gesetzlich erzwungen werden.

Laut Winkler sei die Vollverschleierung gesetzlich zu unterbinden, da die Burka - die "nicht durch Zufall Ähnlichkeit mit einem Gefängnis" habe - als Symbol für das "politische Projekt einer Gegengesellschaft" stehe, die auf der Unterwerfung der Frau basiere. Sinnbildlich komme dies im "männlichen Pendant" zum Ausdruck, welches Burka-Trägerinnen begleite: "Es ist der junge Macho in Schlapfen oder Turnschuhen, kurzer Hose und Ruderleiberl, der für sich jede Freizügigkeit in Anspruch nimmt, die er seiner Frau oder Begleiterin nicht gewährt".

Nicht stichhaltig sei laut Winkler in diesem Zusammenhang der Verweis auf die Religionsfreiheit oder die Entscheidungsfreiheit der Frau, eine Burka zu tragen: "Wer will feststellen, was in der geschlossenen Welt islamischer Familienverhältnisse freiwillig ist?" Und wer sich bei allen Konfliktfragen auf die Religionsfreiheit berufe, der müsse schließlich "nicht nur die Burka zulassen, sondern auch Verwandtenehen und die arrangierte Kinderheirat", so Winkler.

Ein 'Nein' zu einem generellen Burka-Verbot kommt indessen von der KFBÖ-Vorsitzenden Veronika Pernsteiner. Zwar lehne sie die Burka bzw. den Niqab als "Ausdruck von Geschlechterungleichheit ab", von einem Verbot halte sie jedoch nichts - die Debatte sei ihr insgesamt zu "seicht": "Denn es muss uns darum gehen, Frauen zu ermächtigen und nicht, sie aus dem öffentlichen Raum zu verdrängen", so Pernsteiner.

Der Forderung nach Erkennbarkeit etwa bei polizeilichen Verfahren, vor Gericht etc. seien zwar "Folge zu leisten", ein generelles Verbot würde aber gerade jene Machtverhältnisse gegenüber Frauen zementieren, die man eigentlich durchbrechen wolle: "Ein Burka-Verbot bedeutet wiederum Machtausübung über die Betroffenen und ist daher sinnlos, das heißt, es führt nicht aus dem Muster der Machtausübung über Frauen heraus". Ziel müsse laut Pernsteiner sein, "Frauen in ihrer Selbstermächtigung zu stärken" und sie auf ihrem Weg zu begleiten, "ihre Freiheit in Verantwortung zu leben".

Coudenhove-Kalergi: "Künstlich aufgeblasenes Problem"

Als ein "künstlich aufgeblasenes Problem" erachtet indes die Journalistin und Kolumnistin Barbara Coudenhove-Kalergi die aktuelle Burka-Debatte. Burka-Trägerinnen seien "unsere letzte Sorge" - und die Debatte darüber solle offenbar "von den wirklichen Problemen ablenken", so Coudenhove-Kalergi in der aktuellen Ausgabe der "Furche" (8. September). Die deutsche Lösung, dass eine Vollverschleierung bei Polizeikontrollen oder vor Gericht nicht erlaubt sein soll, halte sie indes für einen "guten Kompromiss".

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