Angela Merkel: Flüchtlinge schätzen an Deutschland Religionsfreiheit

15. September 2016 in Deutschland


Internationale Parlamentarierkonferenz berät über weltweite Religionsfreiheit - Merkel bekräftigte ferner ihre Kritik an der Vollverschleierung. Sie sei ein großes Hindernis bei der Integration und schränke das gegenseitige Kennenlernen ein


Berlin (kath.net/idea) Eine überwältigende Mehrheit der Flüchtlinge schätzt an Deutschland die Toleranz und die Religionsfreiheit. Das erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei einer Internationalen Parlamentarierkonferenz am 14. September in Berlin. 100 Teilnehmer aus 60 Nationen tagen dort zum Thema „Schutz für ein gefährdetes Recht: Glaubens- und Gewissensfreiheit in der internationalen Zusammenarbeit“. Veranstalter ist die Internationale Parlamentariervereinigung für Religionsfreiheit. Merkel zufolge setzt sich die Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit ein und spricht dies im Dialog mit Ländern wie China, Iran und Pakistan regelmäßig an. Merkel bekräftigte ferner ihre Kritik an der Vollverschleierung. Sie sei ein großes Hindernis bei der Integration und schränke das gegenseitige Kennenlernen ein. Sie setze sich für „präzise Vorgaben“ für die Berufsfelder und Orte ein, an denen eine Vollverschleierung nicht erwünscht sei – etwa im Öffentlichen Dienst oder vor Gericht. Die Bundeskanzlerin sprach sich zudem für den konfessionellen Religionsunterricht aus. Je fundierter die eigene religiöse Bildung sei, desto besser gelinge auch der Dialog mit anderen Glaubensgemeinschaften.
Bundestags-Vizepräsident: Im Ausland zuerst Religionsführer besuchen
Der Vizepräsident des Deutschen Bundestages, Johannes Singhammer (CSU), forderte die Parlamentarier auf, bei Auslandsreisen zuerst Religionsführer zu besuchen. Dadurch werde klar, welchen Wert man der Religionsfreiheit zumesse. Singhammer zufolge hat die Verfolgung von Christen auf allen Kontinenten zugenommen. Er verwies auf eine Erhebung der christlichen Hilfsorganisation „Open Doors“ (Kelkheim bei Frankfurt am Main). Danach sind im Vorjahr 7.100 Christen wegen ihres Glaubens ermordet und 2.406 Kirchen attackiert worden. Besonders schlimm sei die Gewalt gegen Christen und andere religiöse Minderheiten in Syrien und im Irak. Dort komme es zu Massenerschießungen, Verstümmelungen, Entführungen, Vergewaltigungen und Zwangsbekehrungen. Zwar seien Christen die Hauptopfer religiöser Verfolgung, aber auch Muslime litten darunter, beispielsweise in Myanmar oder Nordkorea. Ferner nehme die Gewalt gegenüber Juden stark zu, so Singhammer.
CDU/CSU-Fraktionsvorsitzender: Der Religionsfreiheit ist gefährdet wie nie zuvor
Der designierte UN-Sonderberichterstatter für Religionsfreiheit, der Muslim Ahmed Shaheed (Genf), bezeichnete es als eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, die Religionsfreiheit zu schützen. So dürfe das Recht, die Religion zu wechseln, nicht aufgegeben werden, sagte der frühere Außenminister der Malediven. Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, rief dazu auf, sich für Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen einzusetzen, wonach kein Mensch aufgrund seiner Religion verfolgt werden darf. Parlamentarier hätten mehr Freiheiten als Regierungen, darauf hinzuweisen, so Kauder. Gegenüber Journalisten erklärte Kauder, die Religionsfreiheit sei heute stärker gefährdet als zuvor. In der Vergangenheit sei dieses Grundrecht vor allem durch Regierungen beeinträchtigt worden. Heute sei die Religionsfreiheit vor allem dort eingeschränkt, wo staatliche Gewalt nicht mehr funktioniere.


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