Küng: Polarisierungen in Diözese St. Pölten wurden abgebaut

20. September 2016 in Österreich


"Nunc pro tunc" amtierender Bischof blickt in "Kirche bunt" auf Zeit in St. Pölten zurück: Gesprächsklima hat sich verbessert, "wir befinden uns auf einem guten Weg"


St.Pölten (kath.net/KAP) "Fast das Wichtigste" in seiner vor zwölf Jahren begonnenen Aufgabe als Diözesanbischof von St. Pölten ist es nach den Worten von Klaus Küng (Foto) gewesen, Konflikte aufzuarbeiten und das Gesprächsklima in der Diözese zu verbessern. Und dies sei eindeutig gelungen, erklärte er in einem Interview für die aktuelle Ausgabe der St. Pöltner Kirchenzeitung "Kirche bunt": "Nicht wenige Polarisierungen konnten abgebaut oder zumindest vermindert werden. Inzwischen kann man, glaube ich, schon sagen: Wir befinden uns auf einem guten Weg."

Anlass für das Gespräch war der 76. Geburtstag Küngs am 17. September - ein Jahr, nachdem Papst Franziskus dessen zum 75er fällige Rücktrittsgesuch "nunc pro tunc" (jetzt für später) angenommen hatte. Damals sei festgelegt worden, dass die Amtszeit des Bischofs um ein Jahr verlängert wird und nach seinem 76. Geburtstag die Suche nach einem Nachfolger einsetzt, erläuterte Küng. Bis zur Amtsübernahme durch diesen bleibe er im Amt. "Es ist mir ein ganz großes Anliegen, dass es eine kontinuierliche Weiterarbeit gibt, und dass sich alles gut weiter entwickelt. Wir sind in einer Zeit großer Umbrüche und die Herausforderungen sind groß", sagte Küng. Das erfordere "Leitungsarbeit".

Einheit der Diözese wiederherstellen

Sein anfängliches Hauptaugenmerk sei darauf gelegen, die "Einheit in der Diözese wiederherzustellen", die in der Ära Kurt Krenns (1991-2004) gestört war. Besonders wichtig sei ihm die Situation im Priesterseminar gewesen, er habe ein neues Vertrauensverhältnisses zwischen Seminarleitung und Klerus aufbauen wollen.

Im Herbst 2003 war es im Priesterseminar der Diözese zu einem Skandal um den Download kinderpornografischer Fotos und um homosexuelle Beziehungen gekommen; Bischof Krenn tat die Vorgänge im Priesterseminar als "Bubendummheiten" ab, worauf der damalige Feldkircher Bischof Klaus Küng zur Untersuchung der Vorwürfe zum Apostolischen Visitator berufen wurde.

In den letzten Jahren ist es nach den Worten Küngs "zwar nicht zu so vielen Priesterberufungen gekommen, wie ich es mir gewünscht hätte". Aber es hätten doch etliche geweiht werden können, "und alle wurden in der Diözese gut aufgenommen", freute sich Küng über diesen "wichtigen Prozess".

Nach seiner Emeritierung möchte sich Küng - wie er sagte - "priesterlich-bischöflichen Tätigkeiten im spirituellen Sinn" widmen. Er wolle zurückgehen in seine Gemeinschaft Opus Dei nach Wien und solange er gesund sei "gerne zur Verfügung stehen für pas­torale Aufgaben, Exerzitien, Predigten, Vorträge oder Wallfahrten". Und er werde, "wenn man mich in St. Pölten braucht, auch fallweise durchaus einspringen".

Jugend braucht "Andockstationen"

Bischof Küng äußerte sich in dem "Kirche bunt"-Interview auch zu Chancen heutiger Glaubensvermittlung. Um die Jugend ansprechen brauche es "Andockstationen", am besten in Form von Personen, die authentisch Gläubige sind. Küng setzt hier auf die Bildung von Gemeinschaften - "und da ist einiges im Gange" - in denen jugendliche Führungspersönlichkeiten andere ansprechen. "Heute läuft fast alles über den persönlichen Kontakt", Menschen wollten sich angenommen und zu Hause fühlen.

Zugleich beobachte er eine zunehmende Zahl junger Paare, die die Frage bewege: "Wie können wir das schaffen, dass unsere Familie eine christliche Familie wird?" Gerade die Ehevorbereitung sei eine "Gelegenheit, um jungen Erwachsenen nochmals den Glauben vorzulegen und alles zu tun, damit sie entdecken: mit Christus ist die Chance groß, dass ihre Ehe gelingt". Nicht umsonst sei die "Hauptstoßrichtung" des nachsynodalen Papstschreibens "Amoris laetitia" für die österreichischen Bischöfe die Ausweitung und Vertiefung der Ehevorbereitung und auch der Bemühungen um Ehe- und Familienbegleitung nach der Trauung.

Zum Themenfeld Medizin und Technik und bioethischen Fragen rund um den Beginn und das Ende des Lebens hielt Bischof Küng fest: "Letztlich geht es um das Gebot: Du sollst nicht töten! Liebe zeigt sich nie im Töten. In Wirklichkeit ist jeder Mensch einmalig und das Leben ist ein Geschenk, das uns gegeben ist."

Arzt, Priester, Bischof

Klaus Küng wurde am 17. September 1940 in Bregenz geboren und wuchs in Feldkirch auf. Nach der Matura studierte er Medizin in Innsbruck und Wien, wo er 1964 promovierte. 1960 lernte er das Opus Dei kennen, dem er sich bald anschloss. Das Theologiestudium schloss Küng 1969 an der Lateranuniversität in Rom ab. Danach wirkte er ein Jahr als Arzt am Landeskrankenhaus in Graz und beteiligte sich am Aufbau des Opus Dei in der steirischen Landeshauptstadt.

1970 wurde Küng in Madrid zusammen mit weiteren 27 Mitgliedern des Opus Dei zum Priester geweiht. Nach Kaplansjahren an der Peterskirche in Wien und reger Seelsorgearbeit innerhalb des Opus Dei wurde er 1976 zum Regionalvikar ernannt. Dieses Amt hatte er bis 1989 inne.

Am 21. Jänner 1989 wurde Küng von Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Feldkirch ernannt. Die Bischofsweihe fand am 5. März 1989 in Feldkirch statt. Nach seiner Tätigkeit als Apostolischer Visitator in der Diözese St. Pölten im Sommer 2004 wurde er am 7. Oktober 2004 zum Bischof von St. Pölten ernannt.

Bischof Küng ist in der Österreichischen Bischofskonferenz Vorsitzender der Finanzkommission. Weiters ist er für Ehe und Familie, Bioethik und Fragen des umfassenden Lebensschutzes sowie den Opferschutz zuständig. Er ist zudem auf weltkirchlicher Ebene Mitglied der vatikanischen Kleruskongregation und Konsultor des Päpstlichen Familien-Rates. Sein bischöflicher Wahlspruch lautet "Serviam" ("Ich will dienen").

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Foto Bischof Küng (c) Diözese St. Pölten


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