Gebetstreffen in Assisi: jenseits der Trennungen der Religionen

20. September 2016 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: wir gehen nicht nach Assisi, um ein Schauspiel zu veranstalten, sondern um zum Gott des Friedens zu beten und den Schrei der Leidenden zu hören. Der Krieg ist ein Werk des Satans. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Es gibt keinen Gott des Krieges!“: die heilige Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Dienstag der 25. Woche im Jahreskreis stand ganz im Zeichen des interreligiösen Weltgebetstags für den Frieden, der am heutigen Tag in Assisi stattfindet. Der Tag steht unter dem Thema „Durst nach Frieden. Religionen und Kulturen im Dialog“.

Der Krieg, die Unmenschlichkeit einer Bombe, die explodiere und Tote und Verletzte fordere, die den humanitären Hilfe die Straße abschneide, so dass diese die Kinder, die alten Menschen und Kranken nicht erreichen könne, „ist nur Werk des Teufels, der uns alle töten will“. Aus diesem Grund sei es notwendig, für den Frieden zu beten und auch zu weinen, „alle Glaubensbekenntnisse vereint in der Überzeugung, dass Gott der Gott des Friedens ist“.

Der Papst beginnt so den Tag von Assisi in der kleinen Kapelle von Santa Marta, dreißig Jahre nach dem ersten, von Johannes Paul II. initiierten Treffen. „Heute werden wir, Männer und Frauen aller Religionen, uns nach Assisi begeben. Wir tun dies nicht, um ein Spektakel zu veranstalten, sondern einfach um zu beten, um für den Frieden zu beten“, die ersten Worte der Betrachtungen von Franziskus. Der Papst erinnerte daran, dass er in einem Brief alle Bischöfe der Welt dazu aufgefordert habe, heute Gebetstreffen zu organisieren, „die die Katholiken, die Christen, die Gläubigen und alle Männer und Frauen guten Willens welcher Religion auch immer einladen, für den Frieden zu beten“. Denn: „Die Welt ist im Krieg! Die Welt leidet!“:

„Heute endet die erste Lesung vom Tag (Spr 21,1-6.10-13) mit diesen Worten: ‚Wer sein Ohr verschließt vor dem Schreien des Armen, wird selbst nicht erhört, wenn er um Hilfe ruft’ (V. 13). Wenn wir heute die Ohren vor dem Schrei dieser Menschen verschließen, die unter den Bomben leiden, die unter der Ausbeutung durch die Waffenhändler leiden, kann es sein, dass – wenn dann wir an der Reihe sind – wir nicht erhört werden. Wir dürfen die Ohren vor dem Schmerzensschrei dieser unserer Brüder und Schwestern, die durch den Krieg leiden, nicht verschließen!“

„Wir“, so der Papst weiter, „wir sehen den Krieg nicht“. Wir erschreckten wegen eines Aktes des Terrorismus, doch „das hat nichts damit zu tun, was in jenen Ländern geschieht, in jenen Gebieten, wo die Bomben Tag und Nacht fallen und Kinder, alte Menschen, Männer, Frauen töten...“. „Ist der Krieg fern?“, fragte sich Franziskus: „Nein! Er ist sehr nah, denn der Krieg geht uns alle an, der Krieg nimmt seinen Anfang im Herzen“:

„Der Herr schenke uns Frieden im Herzen, er nehme uns jedes Verlangen nach Gier, Begierlichkeit, Kampf. Nein! Friede, Friede! Unser Herz sei das Herz eines Mannes und einer Frau des Friedens. Und jenseits der Trennungen der Religionen: alle, alle, alle! Denn wir sind alle Kinder Gottes. Und Gott ist der Gott des Friedens. Es gibt keinen Gott des Krieges: wer den Krieg verursacht, ist Satan, es ist der Teufel, der alle töten will“.

Angesichts dieser Wirklichkeit dürfe es keine Trennungen der Religionen geben. Es genüge nicht, Gott zu danken, weil wir vielleicht nicht vom Krieg betroffen seien. „Ja, so Franziskus abschließend, „wir danken auch dafür, aber wir wollen auch an die anderen denken“:

„Heute wollen wir nicht nur an die Bomben, an die Toten, an die Verletzten denken, sondern auch an die Menschen – Kinder und Alte –, die von den humanitären Hilfen zur Ernährung nicht erreicht werden können. Die Arzneien können nicht gebracht werden. Das sind Hungernde, Kranke! Denn die Bomben verhindern das. Und während wir heute beten, wäre es schön, wenn ein jeder von uns Scham verspürt. Die Scham über das: dass Menschen, unsere Brüder und Schwestern, zu so etwas fähig sind. Heute ist ein Tag des Gebets, der Buße, des Weinens um den Frieden. Ein Tag, um den Schrei des Armen zu hören. Diesen Schrei, der uns das Herz für die Barmherzigkeit, für die Liebe öffnet und uns vor dem Egoismus rettet“.

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