Der 'Marsch für das Leben' und die Medien

21. September 2016 in Kommentar


Warum fremdeln offizielle Portale der katholischen Kirche wie Radio Vatikan (deutsche Sektion), katholisch.de und die Katholische Nachrichtenagentur (KNA) so unverhohlen mit dem Thema Lebensrecht? kath.net-Kommentar von Peter Winnemöller


Berlin (kath.net/pw) Am vergangenen Samstag fand in Berlin der Marsch für das Leben statt. Rund 7500 Teilnehmer gaben eine stilles aber beredtes Zeugnis für das Leben. Ihnen standen etwa 1500 lärmende Gegendemonstranten gegenüber, die alles daransetzten, die Teilnehmer des Marsches an der Wahrnehmung ihrer demokratischen Grundrechte auf Versammlungs- und Meinungsfreiheit zu hindern. So sieht die Realität des Marsches für das Leben Jahr für Jahr aus. Ein weiterer Rekord ist zu vermelden. Es kamen 1800 Polizeibeamte zum Einsatz, um die friedlichen Demonstranten vor den zum Teil gewaltbereiten Gegendemonstranten zu schützen.

Der Marsch für das Leben ist als reales Ereignis durchaus auch ein Medienthema. Zunächst einmal ist festzustellen, daß diese Kundgebung jahrelang von den großen Medien schlicht ignoriert wurde. kath.net hingegen hat von Anfang an berichtet und auch auch in diesem Jahr mehrere Berichte zum Marsch veröffentlicht. Lebensrecht und Lebensschutz sind dagegen primär keine Themen im linken Medienmainstream. Als man den Marsch dann auf Grund stetig steigender Teilnehmerzahlen nicht mehr ignorieren konnte, lautete die Devise: Marginalisieren. Eine Methode, die von allen großen Medien und Agenturen weiterverfolgt wird. So meldete der RBB über Twitter 2000 Teilnehmer am Marsch, als schon längst die wesentliche höhere wirkliche Teilnehmerzahl bekannt war.

Protest gegen Abtreibung und Sterbehilfe: Rund 2.000 Menschen ziehen beim "Marsch für das Leben" durch Berlin.https://t.co/PlYmTvLoT1

— rbb|24 (@rbb24) 17. September 2016

Zwar wurde der verlinkte Artikel später hinsichtlich der Teilnehmerzahl korrigiert, doch der Tweet ist nach wie vor so in der Welt.

Neu war in diesem Jahr eine dezidiert negative Vorberichterstattung zum Marsch für das Leben. Seit vielen Jahren nimmt Beatrix von Storch MdEP am Marsch für das Leben teil. Die Politikerin gehört der AfD an und ist damit mediales Freiwild. Erstmals nahm in diesem Jahr der Erzbischof von Berlin, Heiner Koch am Marsch für das Leben teil. Für linke Kritiker des Marsches ein Ärgernis erster Güte, denn der Erzbischof hat in den Medien einen guten Ruf.

So wurde im Vorfeld aus einem Agenturbericht (https://correctiv.org/recherchen/neue-rechte/artikel/2016/09/15/kruzifix-katholiken-protestanten-und-die-afd/) versucht, publizistischen Nektar zu saugen. Plötzlich fand sich der Erzbischof von Berlin angeblich unter dem Banner der AfD wieder. Sowohl das Erzbistum Berlin als auch der Veranstalter Bundesverband Lebensrecht (BVL) konterten sofort über die sozialen Medien. Der Marsch für das Leben ist und bleibt überparteilich! Die Botschaft wurde verstanden. Es gab dann keine große Welle mehr.

Peinlich war in dem Zusammenhang der Umstand, dass katholische Medienportale wie Radio Vatikan (deutsche Sektion) oder katholisch.de Teile des Artikels von correctiv.org ungeprüft übernahmen. Völlig zu Recht setzte sich der Vorsitzende des BVL, Martin Lohmann, dagegen zur Wehr.

Man darf die Frage stellen, warum offizielle Portale der katholischen Kirche ebenso wie die Katholische Nachrichtenagentur (KNA) erkennbar und ganz unverhohlen mit dem Thema Lebensrecht ganz allgemein extrem fremdeln. Ein erkennbarer Wunsch nach Liberalität der Medienschaffenden steht da wohl dem klaren und unverdunkelten Zeugnis der Kirche für das Leben entgegen.

Immerhin fanden dann aber die unterstützenden Worte von Kardinal Marx (Vorsitzender der DBK) und Papst Franziskus für den Marsch durchaus ihren Weg in die offiziellen Portale der katholischen Kirche. Man sieht: Fremdeln ist nicht Feindschaft, es begründet lediglich einen zuweilen ungeschickten Umgang mit einem Thema. Abhilfe schaffen könnte es, sich mit der Position der Kirche in dieser Frage auch persönlich vertraut zu machen. Der Objektivität der Berichterstattung tut das ganz sicher keinen Abbruch.

Im Nachgang zum Marsch für das Leben ist Schweigen angesagt. Natürlich berichten idea und kath.net, aber für den Leser, der keinen christlichen Hintergrund hat und der nicht gezielt christliche Portale aufsucht, fällt der Marsch in den deutschen Medien förmlich ins Wasser.

Katholische Portale im Ausland hingegen nehmen den Marsch in Deutschland zunehmend wahr:

Lifesitenews: "March for Life in Berlin draws its largest crowd yet"

National Catholic Register: "Thousands Gather at Berlin March for Life to Say ‘No Child Is Unsuitable’"

Bei einem Thema wie dem Schutz des menschlichen Lebens ist der Totalausfall der Medienöffentlichkeit natürlich eine Katastrophe. Die mangelhafte Begleitung durch offizielle kirchliche Portale und andere kirchliche Medien (z.B. Bistumszeitungen) ist mehr als nur ärgerlich. Es bleibt hier abzuwarten, wie sich in den kommenden Jahren die zunehmende Teilnahme von Bischöfen auswirken wird.

Die Medienresonanz des Marsches für das Leben, dieses Fazit kann man ziehen, ist in weltlichen wie auch kirchlichen Medien geradezu erbärmlich. Untätig ist man in dieser Hinsicht beim BVL allerdings nicht. Man hat erkannt, dass die sozialen Medien und die Blogs durchaus und in zunehmendem Maße ausgleichen können, was herkömmliche Medien versäumen oder bewusst verschweigen.

Zahlreiche Artikel von christlichen Bloggern schon im Vorfeld des Marsches brachten seriöse Informationen an den Leser. Es wurde live vom Marsch gebloggt und getwittert, es fanden sich Fotos auf Instagram und im Facebook. Weihbischof Schwaderlapp aus Köln, der ebenfalls am Marsch für das Leben teilnahm, postete eine Reihe Fotos auf seiner Facebook-Seite. EWTN veröffentlichte mehrere Videos vom Marsch, die sich durch zahlreiche Portale verteilen.

In der sich wandelnden Medienwelt ist der Marsch für das Leben auf einem guten Kurs, der sich so in den kommenden Jahren fortsetzen könnte. Statt einer herkömmlichen Pressekonferenz vor dem Marsch könnte es vielleicht ein Art Briefing für Blogger, Twitterer und andere Social-Media-Aktive geben. Wenn man diesen Sektor noch mehr stärkt, wird die Unabhängigkeit von herkömmlichen Medien noch größer und man kann Fehlinformationen noch leichter gegensteuern.

Allen Angriffen – insbesondere aus linken politischen Spektrum – zum Trotz ist der Marsch für das Leben auf einem guten Marsch durch die moderne Medienwelt. Dass sich das auch in der Wirklichkeit niederschlägt, zeigen moderat aber stetig steigende Teilnehmerzahlen.

Berliner Erzbischof Heiner Koch, Ansprache beim Marsch für das Leben 2016


Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer - Ansprache beim Marsch für das Leben


Weihbischof Dominikus Schwaderlapp - Marsch für das Leben 2016


EWTN Reporter - Weihbischof Florian Wörner - Marsch für das Leben 2016


Foto oben: Marsch für das Leben 2016 (c) Rudolf Gehrig


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