Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist!

21. September 2016 in Aktuelles


Franziskus: Seid barmherzig, denn das ist die Vollkommenheit. Güte und Vollkommenheit wurzeln in der Barmherzigkeit. Die Kirche: als Sakrament der Barmherzigkeit Gottes in der Welt. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist! Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden. Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden. Gebt, dann wird auch euch gegeben werden. In reichem, vollem, gehäuftem, überfließendem Maß wird man euch beschenken; denn nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird auch euch zugeteilt werden“ (Lk 6,36-38).

Güte und Vollkommenheit wurzeln in der Barmherzigkeit – Papst Franziskus setzte bei der heutigen Generalaudienz seine Katechesen zum Sinn von Barmherzigkeit fort und erinnerte dabei an das Motto dieses außerordentlichen Heiligen Jahres, das dem Lukasevangelium entnommen ist: „Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist!“.

Dabei handle es sich nicht einfach um einen Slogan. Es sei dies vielmehr eine Lebensaufgabe. Dies verdeutliche auch die parallele Stelle bei Matthäus: „Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist“ (Mt 5,48).

So heiße barmherzig sein, vollkommen sein, perfekt sein, wie der lateinische Text sage. „Aber können wir das?“, fragte sich der Papst: „Können wir lieben und barmherzig sein wie Gott?“. Gottes Liebe sei unendlich groß. Wenn uns Jesus aber aufrufe, barmherzig zu sein wie der Vater, denke er nicht an eine Quantität. Er wolle, dass wir zu einem Zeichen, zu einem Sprachrohr, zu Zeugen seiner Barmherzigkeit werden.

In diesem Sinne spiegelten die Heiligen der Kirche durch ihr vielfältiges Wirken das barmherzige Antlitz Christi wieder. Mit zwei Schlüsselwörtern konkretisiere der Herr barmherziges Handeln: Schulden erlassen und beschenken: nach dem Maß, mit dem wir von Gott Gaben erhielten, sollten wir auch dem Nächsten verzeihen und ihn beschenken. Und in dem Maß, mit dem wir dem Nächsten Vergebung und Wohlwollen entgegenbringen, würden wir auch von Gott mit seiner Güte bedacht.

Über den Bruder zu richten und ihn zu verurteilen sei falsch, „dies nicht weil man dessen Sünde nicht anerkennen wolle, sondern weil die Verurteilung des Sünders das Band der Brüderlichkeit mit ihm bricht und die Barmherzigkeit Gottes geringschätzt, der hingegen auf keines seiner Kinder verzichten will“. Es stehe nicht in unserer Macht, jemanden zu verurteilen, der einen Fehler gemacht habe: „Wir stehen nicht über ihm. Wir haben vielmehr die Pflicht, ihn wieder zur Würde des Kindes des Vaters zu führen und auf seinem Weg der Umkehr zu begleiten“.

Die Kirche könne nichts anderes als Sakrament der Barmherzigkeit Gottes in der Welt sein, zu jeder Zeit und gegenüber der ganzen Menschheit. Die Vergebung nämlich sei die Säule, die das Leben der christlichen Gemeinde trage, „da sich in ihr die Unentgeltlichkeit der Liebe Gottes zeigt, der uns als erster geliebt hat“.


Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum begrüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Einen herzlichen Gruß richte ich an alle Pilger deutscher Sprache, besonders an die Schülerinnen der Mädchenrealschule St. Josef aus Schwandorf. Lasst durch eure Werke der Barmherzigkeit immer mehr das barmherzige Antlitz Jesu in der Welt erstrahlen. Ich wünsche euch einen guten Aufenthalt in Rom und segne euch alle von Herzen.


Video der Generalaudienz




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