'Alles meinem Gott zu Ehren'?

6. Oktober 2016 in Spirituelles


„Täusche ich mich, oder passt dieses Lied, das wir in der alten Fassung in meiner Jugend oft gesungen haben, irgendwie nicht mehr so recht in unser modernes Christentum?“ Gastkommentar von Stefan Fleischer


Grenchen (kath.net) Alles meinem Gott zu Ehren, in der Arbeit, in der Ruh'! / Gottes Lob und Ehr' zu mehren, ich verlang' und alles tu'. / Meinem Gott nur will geben Leib und Seel', mein ganzes Leben; / gib, o Jesu, Gnad' dazu, gib, o Jesu, Gnad' dazu.

Dich, Maria, will ich ehren, die du uns das Heil gebracht, / und dein Leben soll mich lehren, was mich ewig selig macht. / Hilf mir, hoch gebenedeite in des Lebens hartem Streite /schütze mich bei Tag und Nacht! Schütze mich bei Tag und Nacht!

Täusche ich mich, oder passt dieses Lied, das wir in dieser Fassung in meiner Jugend oft, meist als Abendgebet, gesungen haben, irgendwie nicht mehr so recht in unser modernes Christentum? Wenigstens habe ich es schon lange nicht mehr gehört. Gott loben, okay, im Gottesdienst. Schlussendlich gehört das „Gloria“ zur (vorgeschriebenen) Liturgie.

Aber im Alltag? Alles zu Ehre Gottes zu tun, ob nun im Beruf oder in der Freizeit, in der Gesellschaft, in der Familie oder auch im ganz privaten Leben, das ist doch etwas viel verlangt.

Und dann noch sich selbst, ganz, mit Leib und Seele Gott zu übergeben (wobei Seele heute auch nicht mehr jenen prägnanten, konkreten Sinn hat wie damals) das widerspricht doch jener Selbstverwirklichung, die uns von verschiedensten Seiten gepredigt wird. Dazu bräuchte es wohl ein Wunder, oder eben diese Gnade, von der das Lied singt.

Darüber hinaus wird im Lied auch noch verlangt, Maria zu ehren. Auch das ein alter Zopf, den man nur noch aus Rücksicht auf die unverbesserlich Gestrigen zu tolerieren scheint.

Dass sie uns das Heil gebracht hat, da müsste man ja an den Heiland glauben, daran, dass dieser Jesus gekommen ist, sein Volk aus seinen Sünden – nicht aus der Unterdrückung durch die Römer – zu erlösen. (vgl. Mt 1,21) Nur dann würde es auch Sinn machen, diese ewige Seligkeit anzustreben. Nur dann würde verständlich, was mit „des Lebens hartem Streite“ gemeint ist, wozu wir den Schutz und die Hilfe dieser Mutter bedürfen, die uns Herr von Kreuz herab geschenkt hat.

Sicher, wenn mir das damals alles so richtig bewusst gewesen und dann mein ganzes Leben bewusst geblieben wäre, ich wäre heute viel, viel weiter auf meinem Weg zur Heiligkeit.

Aber es ist nie zu spät, neu zu beginnen, gerade in diesem Jahr der Barmherzigkeit. Zumindest aber muss ich mich ernsthaft fragen: Wozu will ich eigentlich in den Himmel? Einfach aus Egoismus? Oder warum sonst?

kath.net-Buchtipp:
Gottesbeziehung heute
Gedanken und Erfahrungen
Von Stefan Fleischer
Taschenbuch, 184 Seiten
2015 BoD
ISBN 978-3-7392-0045-3
Preis 15.50 EUR

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Flurkreuz im Winternebel nahe St. Peter/Lindenberg (Südschwarzwald)


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