Vier US-Ortsbischöfe geben Katholiken Rat zur Wahl

4. Oktober 2016 in Weltkirche


Katholiken kommen möglicherweise in Fragen um Einwanderung und Umweltschutz auf unterschiedliche Ergebnisse, bei der „Menschenrechtskatastrophe Abtreibung“ und bei Ehe (nur zwischen Mann und Frau) müssen Katholiken aber „mit einer Stimme sprechen“!


Kansas City (kath.net/pl) Mit einem gemeinsamen Videostatement zur US-Präsidentschaftswahl bringen vier Ortsbischöfe des US-Bundesstaates Kansas ihre Gedanken ein. „So wie das christliche Leben weitaus mehr beinhaltet als nur den sonntäglichen Kirchgang, so beinhaltet verantwortliche Staatsbürgerschaft mehr als nur am Wahltag wählen zu gehen“, führt Erzbischof Joseph Naumann (Kansas City) in das Thema des Videos ein. Bischof Edward Weisenburg (Salina) ergänzt: „Wenn wir wählen, sollen unsere Entscheidungen nie nur auf pures Berechnungen des Eigeninteresses reduziert werden. Vielmehr hat jeder von uns die moralische Verpflichtung, sich für das Gemeinwohl einzusetzen“, gerade auch bei der Wahl. Das Video wurde Mitte September auf dem neu eingerichteten offiziellen Youtube-Kanal der „Katholischen Konferenz Kansas“ auf englisch und (mit nur leichten Modifikationen) auf spanisch veröffentlicht.

Wahlentscheidung im Licht der katholischen Soziallehre

Bischof John Brundgardt (Dodge City) weist darauf hin, dass viele der aktuell diskutierten politischen Themen im Licht der katholischen Soziallehre betrachtet werden könnten und sollten. Daraus folge zwar nicht, dass alle Katholiken automatisch zu denselben Schlussfolgerungen kommen würden, welche politische Entscheidung nun die beste wäre. Doch „unsere politischen Vorlieben sollten geformt werden von der Anwendung der katholischen Moralprinzipien“ auf die aktuellen Umstände. Beispielsweise, so wiederum Bischof Naumann, sollten sich alle Katholiken dafür einsetzen, dass alle Menschen, besonders aber die Armen, Zugang zu einer Gesundheitsversorgung in hoher Qualität haben. „Ein katholischer Standpunkt ist auch in der Debatte über die Einwanderungspolitik nötig“, einer Debatte, „die mehr und mehr polarisiert, ja sogar toxisch“ werde. Bischof Carl Kemme (Wichita) wies in diesem Zusammenhang auch auf die Verantwortung der Katholiken für den Umweltschutz hin, damit sich zukünftige Generationen an der Schöpfung Gottes erfreuen können.

Katholiken müssen bei Abtreibung, Ehe, Religionsfreiheit „mit einer einzigen Stimme“ sprechen

Doch „besondere Betonung“ muss auf jene Punkte gelegt werden, „bei denen die Katholiken mit einer einzigen Stimme sprechen müssen“, erläuterte Erzbischof Naumann. Er wies darauf hin, dass „einige Gesetze der Lehre der katholischen Kirche, dem Naturgesetz und dem Gemeinwohl direkt widersprechen“. Bischof Brundgardt führte dazu aus, dass „in unserem Land in jedem Jahr über eine Million ungeborene Kinder durch Abtreibung getötet werden. Alle Katholiken haben eine moralische Verpflichtung, diese menschenrechtliche Katastrophe bei ihrer Stimmabgabe im Bewusstsein zu haben.“

„Katholiken müssen auch im Punkt ‚Angriffe auf die Religionsfreiheit‘ ihre Augen öffnen“, betonte Erzbischof Naumann, während Bildmaterial eingeblendet wurde, das Demonstrationen etwa gegen öffentlich getragene Ordenskleidung zeigte. Er wies auch auf verstärkte Versuche „seitens staatlicher Einrichtungen hin, jene Einzelpersonen und jene Institutionen zu bestrafen, die an der Wahrheit festhalten, dass Ehe ausschließlich zwischen einem Mann und einer Frau geschlossen werden kann und dass jedes Kind eine Mutter und einen Vater verdient“.

Richter nehmen kritische Themen allzu oft aus dem demokratischen Prozess heraus

Bischof Kemme brachte den Gedanken ein, dass Katholiken bei der Wahl „auch sorgfältig die in steigendem Maße kritische Rolle der Richter bedenken sollen, die über Themen wie Abtreibung, Ehe und Religionsfreiheit entscheiden“. Bischof Brundgardt warnte sogar, dass inzwischen „Richter und andere ungewählte Offizielle allzu oft diese Debatten aus dem demokratischen Prozess herausnehmen und selbst entscheiden“, während „besorgte Bürger“ ohne Widerspruchsmöglichkeit zurückblieben. Weisenburger bezeichnete es als „absolut essentiell“, „dass wir Richter haben, die das Recht auf Leben respektieren“, die „die Ehe als einen Bund zwischen einem Mann und einer Frau“ verstehen und die die Religions- und Gewissensfreiheit beschützen.

Die vier Bischöfe sprachen keine direkte Wahlempfehlung aus und nannten keine Namen von Bewerbern um das Amt des US-Präsidenten oder von politischen Parteien.

Statement der vier katholischen Bischöfe des US-Bundesstaates Kansas: Reflexion für die US-Präsidentenwahl (engl.)



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