'Kein Erbarmen' mit Freikirchlern im öffentlich-rechtlichen Rundfunk

25. Oktober 2016 in Kommentar


ARD und ZDF bringen im multimedialen Angebot "funk" für Jugendliche einseitiges Aussteigervideo. "Klar, dass Christen da nicht gut wegkommen können". idea-Kommentar von Bernhard Limberg


Wetzlar (kath.net/idea) Was könnte man alles mit 45 Millionen Euro pro Jahr anfangen? Jedes christliche Medienunternehmen, geschweige denn Missionswerk träumt davon. ARD und ZDF haben da ganz andere Sorgen. Das Durchschnittsalter ihrer Zuschauer kratzt knapp an der 70-Jahre-Marke. Also haben sich die beiden Schwergewichte der deutschen Unterhaltung zusammengetan, das „Rund“ aus „Rundfunk“ gestrichen und das multimediale Angebot für Jugendliche (14-29 Jahre) namens „funk“ am 1. Oktober gestartet. Mit dem Budget sollen für satte 45 Millionen Euro neue Formate ausprobiert werden. Ein kostspieliges Experimentierfeld, dessen Ergebnisse „nur“ über soziale Medien abrufbar sind. Da darf es gern auch mal plakativ und plump werden: „F***t Euch!“ nennt sich der Ratgeber rund um die Sexualität.

Ein weiteres von insgesamt 40 geplanten Formaten ist die wöchentliche Sendereihe „Jäger und Sammler“. Nach eigenen Angaben will das Journalistentrio Ronja von Rönne, Nemi El-Hassan und Friedemann Karig „informativ, konfrontativ, investigativ“ sein.

Was die junge Zielgruppe erwarten darf, führte Karig in der am 17. Oktober veröffentlichten Folge „Kein Erbarmen“ anschaulich vor Augen. Der knapp 10-minütige Beitrag handelte von zwei „Aussteigern“ aus Freikirchen im süddeutschen Raum, die von geistlichem Missbrauch sprachen.

Irritiert verfolgte man die „investigative“ Recherche: Fakten, Hintergründe? Fehlanzeige. Interviewfetzen in Nahaufnahme, die reine Gefühlsäußerungen zeigten. Dazu gekünstelte Betroffenheit und billige Recherchetricks. Ein Pastor wird vorgeführt und der Lüge bezichtigt.

Klar, dass Christen da nicht gut wegkommen können: Freikirchler denken dieser ZDF-Produktion zufolge ausschließlich in Schwarz und Weiß. Sie argumentieren mit dem Teufel gegen Andersdenkende und halten nichts von Pressefreiheit.

Aber was will man auch anderes von einem Journalisten erwarten, der nach wenigen Sekunden sein Credo preisgibt: „Glaubst du an Gott? Ich nicht!“.

Kein Wunder, dass ein freikirchlicher Pastor angesichts von solchem Journalismus gegen die Zwangsabgabe – Rundfunkbeitrag genannt – juristisch vorging. Er hatte argumentiert, ein Großteil des öffentlich-rechtlichen Programms zeige „einen aus biblisch-christlicher Sicht nicht akzeptablen, gottlosen, unmoralischen und zerstörerischen Lebensstil“. Es könne ihm nicht zugemutet werden, dies mitzufinanzieren. Recht hat er (aber leider nicht bekommen).

Bernhard Limberg ist der Leiter der Internetabteilung der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar).


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