Den Lästigen ertragen und geduldig und demütig raten und unterweisen

16. November 2016 in Aktuelles


Franziskus: die Geduld Gottes und die Geduld der Menschen. Das Reich Jesu: ein Reich des Dienstes am anderen. Appell zum Welttag der Rechte der Kindheit und Jugend (20. November 2016).Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen!, während du den Balken in deinem eigenen Auge nicht siehst? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen“ (Lk 6,41-42).

In seiner Katechese zur heutigen Generalaudienz betrachtete Papst Franziskus ein weiteres Werk der Barmherzigkeit: die Lästigen geduldig ertragen.

„Wie schnell stellen sich bei uns Gedanken der Ungeduld ein, wenn uns die Gegenwart eines Menschen lästig fällt“, so der Papst: „Was sollen wir tun? Warum ist auch dieses unter die Werke der Barmherzigkeit eingefügt?“.

Die Heilige Schrift zeige uns, dass selbst Gott zu seinem störrischen Volk barmherzig sei. Erst stöhne es über die Knechtschaft in Ägypten und werde von Gott befreit, dann klage es in der Wüste über Hunger und werde mit Wachteln und Manna gespeist. Moses habe zwischen Gott und dem Volk vermittelt, „und auch er wird dem Herrn bisweilen lästig gewesen sein“. Gott aber sei stets langmütig mit seinem Volk.

Franziskus rief zu einer Gewissenserforschung auf, ob nicht auch wir den anderen lästig seien. Es sei leicht, auf die Fehler der anderen aufmerksam zu machen, doch wir müssten lernen, uns in den anderen zu versetzen.

Auch Jesus selbst zeige sich überaus geduldig, wenn er beispielsweise das ehrsüchtige Verhalten seiner Jünger für eine Unterweisung nutze. Er mache deutlich, dass sein Reich kein Reich der Macht und der Herrlichkeit sei, sondern des Dienstes und der Hingabe an die anderen. Jesus lehre, immer zum Wesentlichen zu gehen und in die Ferne zu blicken, um mit Verantwortung die eigene Sendung zu übernehmen.

Die Sünder zurechtweisen und die Unwissenden lehren seien weitere geistliche Werke der Barmherzigkeit, die der Herr uns selbst vorlebe, was auch sehr mühselig sein könne. Angesichts der Orientierungslosigkeit unserer Zeit sollten wir alle bei unsern täglichen Begegnungen dem Nächsten in aller Demut helfen, den Blick vom Oberflächlichen auf das Wesentliche zu richten: „So wachsen wir alle in der eigenen Berufung und auf dem Weg der wahren Freude“.

Die Erfordernis zu raten, zu mahnen und zu lehren dürfe uns aber nicht über die anderen gestellt empfinden lassen. Vielmehr verpflichte uns dies, in uns selbst zu gehen, um zu klären, ob wir mir dem kohärent seien, was wir von den anderen forderten: „Der Heilige Geist stehe uns bei, beim Ertragen der anderen immer geduldig und demütig und einfach beim Raten zu sein“.

Appell am Ende der Generalaudienz:
„Am kommenden Sonntag, den 20. November, wird der Welttag der Rechte der Kindheit und der Jugend begangen. Ich appelliere an das Gewissen aller, der Institutionen und Familien, dass die Kinder immer geschützt werden und ihr Wohlergehen bewahrt werde, damit sie nie in Formen der Sklaverei, der Rekrutierung durch bewaffnete Gruppen und Misshandlungen geraten. Ich hoffe, dass die internationale Gemeinschaft über ihr Leben wachen könne und jedem Kind das Recht auf Schule und Erziehung garantiere, damit ihr Wachstum heiter sei und sie vertrauensvoll in die Zukunft blicken“.


Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum begrüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Einen herzlichen Gruß richte ich an alle Pilger deutscher Sprache. Gott ist mit uns immer barmherzig und hat uns ein Beispiel gegeben, damit auch wir so handeln. Ich wünsche euch einen guten Aufenthalt in Rom und segne euch alle von Herzen.

Papst Franziskus, Generalaudienz 16.11.2016: Den Lästigen ertragen und geduldig und demütig raten und unterweisen



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