Hauptfeinde christlichen Glaubens sind Aberglaube und Götzendienst

24. November 2016 in Weltkirche


Religionsphilosoph: Atheismus bedeutet nicht immer eine Ablehnung Gottes


Erfurt (kath.net/idea) Hauptfeinde des christlichen Glaubens sind Aberglaube und Götzendienst, nicht der Atheismus. Diese Ansicht vertrat der Soziologe, Religionsphilosoph und römisch-katholische Priester, Prof. TomᚠHalík (Prag), auf der Jahrestagung des EKD-Zentrums für Mission in der Region, die vom 22. bis 24. November in Erfurt stattfindet. Halík zufolge bedeutet Atheismus oft nicht, Gott abzulehnen, sondern bestimmte Gottesvorstellungen. Es gebe eine Vielzahl von atheistischen Vorstellungen, etwa den „radikalen Atheismus“ der Französischen Revolution, den „arroganten wissenschaftlichen Atheismus der kommunistischen Ideologie“, den „naiven Atheismus“ des Evolutionsbiologen Richard Dawkins sowie einen kämpferischen, der den christlichen Glauben verachte. Daneben existiere aber auch ein „Atheismus des Schmerzes“ – jemand würde gerne glauben, kann es aber nicht. Diesen Menschen dürfe man nicht mit Argumenten begegnen. Sie brauchten Zuwendung und Hoffnung. An Gottsucher könne man nur als selber Suchender und nicht als Besitzer der Wahrheit herantreten.

„Ich bin Atheist“ heißt „Ich bin normal“

Halík zufolge weisen die Tschechische Republik und die östlichen deutschen Bundesländer den höchsten Anteil von Gottesleugnern auf. „Ich bin Atheist“ bedeute für viele Menschen „Ich bin normal“. Dies sei kein Bekenntnis zu einer gedanklichen Richtung, sondern bedeute lediglich, dass man nicht in die Kirche gehe. Man sei gegenüber dem christlichen Glauben „apathisch“ und verliere keine Zeit damit, gegen ihn zu polemisieren. Charakteristisch sei gleichzeitig ein „religiöser Analphabetismus“, also ein völliger Mangel von Kenntnis und Erfahrungen über Religion. Den Kirchen gelinge es nicht, religiöse Begriffe in die Alltagssprache der Menschen zu übersetzen. Es gebe Ungläubige, die sich danach sehnten, dass Gott existiert. Dagegen seien manche Gläubigen zwar von der Existenz Gottes überzeugt, würden sich aufgrund „einer perversen religiösen Erziehung“ aber wünschen, dass er nicht existiert. Wenn der Glaube mit Sehnsucht nach Gott verbunden sei, sei er stark genug, den Unglauben zu umarmen, sagte Halík.


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