IGFM: 'Fidel Castro war der Totengräber der Menschenrechte'

29. November 2016 in Chronik


Die Situation der Protestanten auf Kuba wird sich nicht verbessern


Frankfurt am Main (kath.net/idea) Nach dem Tod des kubanischen Ex-Präsidenten Fidel Castro wird sich die Situation für die Christen auf der Karibikinsel nicht verbessern. Diese Erwartung äußerte der Vorstandssprecher der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM/Frankfurt am Main), Martin Lessenthin, gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Castro war am 25. November im Alter von 90 Jahren gestorben. Er hatte 1959 den kubanischen Diktator Fulgencio Batista (1901–1973) gestürzt und eine kommunistische Diktatur errichtet. 2008 übergab er aus gesundheitlichen Gründen seine Ämter seinem fünf Jahre jüngeren Bruder Raul. Insbesondere Protestanten werden Lessenthin zufolge auch weiterhin große Schwierigkeiten haben, eine staatliche Anerkennung oder Baugenehmigung zu bekommen: „Egal ob Baptisten, Methodisten oder Adventisten: Die Diskriminierung wird weitergehen.“ Charakteristisch für Castros Diktatur seien Einschränkungen der Presse-, Versammlungs- und Religionsfreiheit: „Castro war der Totengräber der Menschenrechte.“ Sein Tod bedeute nicht, dass auch die Diktatur beerdigt werde. Solange Castros Familie in der Armee und der Kommunistischen Partei die Macht besitze, würden politische Gefangene, Gewalt gegen Andersdenkende und die Einparteiendiktatur weiterhin Markenzeichen Kubas bleiben, so Lessenthin.

Papst Franziskus: Tod Castros ist eine „traurige Nachricht“

Papst Franziskus bezeichnete den Tod Castros als eine „traurige Nachricht“. Er kündigte an, für den verstorbenen Revolutionsführer zu beten. Castro hatte sich auf Kuba mit drei Päpsten getroffen: 1998 mit Johannes Paul II., 2012 mit Benedikt XVI. und 2015 mit Franziskus. Der Hauptgeschäftsführer des katholischen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Prälat Bernd Klaschka (Essen), sagte in einem Interview mit „domradio.de“ (Köln), dass Castro im Bildungsund im Gesundheitswesen viel für sein Volk getan habe. Seinen Angaben zufolge konnten sich Katholiken lange nicht frei bewegen oder versammeln. Das habe sich aber am Ende der Regierungszeit von Castro geändert.

US-Präsident Barack Obama versicherte, sein Land werde Kuba stets „Freund und Partner“ sein. Er habe sich immer bemüht, die Gemeinsamkeiten statt der schwerwiegenden politischen Differenzen in den Vordergrund zu stellen. Der russische Präsident Wladimir Putin nannte Castro einen aufrechten und zuverlässigen Freund Russlands.

„Die Linke“ verhöhnte 2011 Opfer der Castro-Diktatur

Die Vorsitzenden der sozialistischen Fraktion „Die Linke“, Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch, erklärten in einer Pressemitteilung, dass es zu den großen Leistungen Castros und der kubanischen Revolution gehört habe, Bildung und Gesundheit kostenlos für die gesamte Bevölkerung bereitzustellen. 2011 sorgte ein Glückwunschschreiben der Partei „Die Linke“ an Castro anlässlich seines 85. Geburtstags unter Menschenrechtlern für Entsetzen. Die damaligen Parteivorsitzenden Gesine Lötzsch und Klaus Ernst schrieben, der Jubilar könne „voller Stolz auf ein kampferfülltes Leben und erfolgreiches Wirken“ zurückblicken: „Die Errungenschaften des sozialistischen Kuba mit seiner Beispielwirkung für so viele Völker der Welt werden immer und zuerst mit Deinem Namen verbunden sein.“

Castro steht für Repression und Folter

In dem damals von der kubanischen Botschaft in Berlin im Wortlaut veröffentlichten Schreiben fand sich kein Wort der Kritik, etwa an den willkürlichen Inhaftierungen von Dissidenten. Die IGFM hatte damals erklärt, Castro stehe für fünf Jahrzehnte brutalster Repression und Folter. Er müsse als einer der rücksichtslosen Diktatoren in die Geschichte eingehen.

Etwa 50 Prozent der 11,2 Millionen Einwohner Kubas sind Katholiken und acht Prozent Protestanten. Jeder vierte Bürger ist ohne Religionszugehörigkeit, und etwa 18 Prozent sind Spiritisten.


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