Renzi-Rücktritt: Kardinal Bagnasco ruft Italien zu Einheit auf

6. Dezember 2016 in Weltkirche


Allerdings waren auch große katholische Organisationen vor Referendum uneinig - Durch Renzi-Rücktritt verliert deutsche Bundeskanzlerin Merkel nach britischem Brexit-Entscheid einen weiteren wichtigen Verbündeten in Europa


Rom (kath.net/KAP) Die Niederlage des italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi bei einem Volksentscheid über eine Verfassungsreform bereitet auch der Kirche Sorgen. Die großen katholischen Organisationen waren vor dem Referendum am Sonntag uneinig gewesen; es gab auch nur sehr vorsichtige Kommentare von Befürwortern, darunter einen in der renommierten "Civilta Cattolica".

Der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz (CEI), Kardinal Angelo Bagnasco, rief am Montag das Land zur Einheit auf. Jetzt sei für alle Gruppen und auf allen Ebenen die Stunde einer "großen Verantwortung", sagte Bagnasco laut lokalen Medien am Montag am Rande eines Gottesdienstes in Genua. Auf die Frage, ob das Referendum das Land gespalten habe, antwortete er: "Versuchen wir, gemeinsam zu gehen."

Der Pro-Europäer Renzi kündigte noch in der Nacht seinen Rücktritt an, wodurch die EU noch weiter in die Krise gezogen wurde. Die Nachfolge ist völlig unklar. Damit verliert die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel nach der Brexit-Entscheidung der Briten einen wichtigen Verbündeten in Europa.

Renzis Scheitern bei seinem zentralen Projekt einer Verfassungsreform fiel mehr als deutlich aus. 59,11 Prozent der Wähler stimmten am Sonntag gegen die Reform, die unter anderem eine Verkleinerung und Entmachtung des Senats vorsah. Als Sieger der Abstimmung feierte sich vor allem die Protestbewegung "Fünf Sterne", die Neuwahlen und den Austritt Italiens aus der Eurozone fordert. Die Furcht vor panischen Reaktionen der Finanzmärkte bestätigte sich zunächst aber nicht.

In Brüssel und Berlin wurde Renzis Rücktritts-Ankündigung mit großem Bedauern aufgenommen. Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble bemühte sich um Beruhigung: "Es gibt keinen Grund, von einer Euro-Krise zu reden", sagte Schäuble bei einem Treffen der Euro-Finanzminister am Montag in Brüssel. Die Reaktionen an den Märkten seien entspannt. In Rom müsse es jedoch dringend eine handlungsfähige Regierung geben, meinte Schäuble weiter: "Italien muss wirtschaftlich und politisch den Weg, den Ministerpräsident Renzi in den letzten drei Jahren gegangen ist, mit großer Konsequenz fortsetzen."

Auch Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem fürchtet keine direkten wirtschaftlichen Auswirkungen. "Das ist ein demokratischer Prozess und ändert weder die wirtschaftliche Situation noch die Lage in den Banken", sagte er bei dem Treffen der Finanzminister.

Renzi traf am Montag mit Staatspräsident Sergio Mattarella zusammen. Als wahrscheinlich galt, dass der Präsident eine Übergangsregierung einsetzt.

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