Bischof Oster: Die Kirche sollte sich nicht der Welt anpassen

19. Dezember 2016 in Deutschland


Sie muss dem Evangelium treu sein


Berlin (kath.net/idea) Der Bischof des Bistums Passau, Stefan Oster, hat sich gegen eine Verwässerung der Bibel und eine Anpassung der Kirche an die Gesellschaft ausgesprochen. Die Kirche müsse dem Evangelium treu sein, betonte er in der ZDF-Sendung „Peter Hahne“, die am 17. Dezember vom Sender Phoenix ausgestrahlt wurde. Wörtlich sagte Oster: „Wir neigen tendenziell dazu – im negativen Sinn – sein zu wollen wie die Welt.“ Er verwies auf die Kreuzigung Jesu: „Warum hat man ihn denn umgebracht? Wenn er nur nett gewesen wäre und nur den Leuten nach dem Mund geredet hätte, dann hätten sie ihn nicht umgebracht. Dann hätten sie sich gefreut, dass der so nett ist. Aber Jesus ist mit einem unfassbaren Anspruch aufgetreten.“

Die Kirche müsse zwar die aktuelle Kultur verstehen, aber sie dürfe keinen Glaubensinhalt preisgeben, nur weil er möglicherweise heute zu schwierig zu vermitteln sei. Das sei eine Gratwanderung: „Wir sind nicht immer gut darin, die zu bestehen.“

Nur der christliche Glaube macht wirklich glücklich
Laut Oster ist der christliche Glaube das Einzige, was Menschen wirklich glücklich macht. Ihm zufolge braucht die Kirche heute „authentische Verkündiger“. Denn nur sie könnten auf Menschen anziehend wirken.

Zum umstrittenen Besuch im Oktober auf dem Tempelberg (unter muslimischer Verwaltung) und an der jüdischen Klagemauer nannte Oster seine persönliche Meinung nicht. Dort hatten der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der (katholischen) Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx (beide München), ihre Amtskreuze abgelegt. Oster verwies darauf, dass die beiden Kirchenleiter öffentlich erklärt hätten, dass der Besuch „nicht so ganz gut“ vorbereitet gewesen sei und insgesamt einen „unglücklichen Verlauf“ genommen habe.

Stellvertretender bild.de-Chefredakteur ermutigt Christen ihren Glauben zu bekennen

Der stellvertretende Chefredakteur von bild.de, Daniel Böcking (Berlin), rief die Zuhörer dazu auf, sich mit der Bibel zu beschäftigen. Seine „Glaubensreise“ habe 2010 begonnen. Auslöser sei unter anderem das schwere Erdbeben in Haiti mit mehr als 200.000 Toten gewesen. Er sei damals für bild.de vor Ort gewesen. Mitarbeiter von christlichen Hilfsorganisationen und Einheimische hätten sich zu Tausenden getroffen und in den Trümmern gebetet. Das sei ihm erst komisch vorgekommen. Doch irgendwann habe er „mitgemacht“ und festgestellt, was für eine Kraft ihm das gegeben habe. Er habe daraufhin begonnen, in der Bibel zu lesen und regelmäßig zu beten. Heute wisse er, dass da jemand ist, „der mich wahnsinnig lieb hat“. Er habe nun seinen inneren Frieden gefunden und rate jedem Menschen: „Probiere es einfach mal aus.“

Christen sollten ihm zufolge ihren Glauben öffentlich bekennen und mit „voller Liebe“ in den Vordergrund stellen. Böcking berichtete weiter, dass er lange nach einer Gemeinde gesucht habe. Nun gehöre er zur Freien evangelischen Gemeinde „Berlinprojekt“. An ihr schätze er die Offenheit. Sie spreche nicht nur Christen, sondern auch Suchende an, sagte Böcking.

Der dreifache Vater hatte im April 2015 einen Kommentar veröffentlicht mit dem Titel „Warum ich mich heute als Christ outen will“. Er bekam darauf mehr als 19.000 Reaktionen. Er ist Autor des Buches „Ein bisschen Glauben gibt es nicht: Wie Gott mein Leben umkrempelt“ (Gütersloher Verlagshaus).


Archivfoto Bischof Oster (c) Bistum Passau/Dionys Asenkerschbaumer


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