Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn

31. Dezember 2016 in Spirituelles


Gedanken von Proklos von Konstantinopel zum Hochfest der Gottesmutter Maria


Rom (kath.net)
Die Natur erbebe vor Freude, und das ganze Menschengeschlecht jauchze, denn auch die Frauen sehen sich geehrt. Die Menschheit tanze im Reigen [...]: „wo jedoch die Sünde mächtig wurde, da ist die Gnade übergroß geworden“ (Röm 5,20). Jetzt hat uns die heilige Gottesmutter vereint, die Jungfrau Maria, reinstes Gefäß der Jungfräulichkeit, himmlischer Garten des zweiten Adam, Ort, an dem die Naturen sich verbinden, Ort, an dem sich unser Geschick zum Guten wendete, hochzeitliches Gemach, in der sich Christus unserem Fleisch vermählte.

Sie ist der geistige Dornbusch, den das Feuer der Geburt eines Gottes nicht verbrannt hat, die leichte Wolke, die den trug, der auf den Cherubim thront, das reine Vlies, auf das sich der himmlische Tau senkte [...] Maria, Magd und Mutter, Jungfrau, Himmel, einzige Brücke zwischen Gott und den Menschen, Webstuhl der Inkarnation, auf welchem das Gewand der Verbindung der Naturen wunderbar gewebt wurde, mit dem hl. Geist als Weber.

Gott hat es in seiner Güte nicht verschmäht, aus einer Frau geboren zu werden, auch wenn der, der aus ihr hervorkam, selbst das Leben war. Wenn aber die Mutter nicht Jungfrau geblieben wäre, hätte diese Geburt nichts Erstaunliches an sich. Es wäre ganz einfach ein Mensch geboren worden. Da sie aber selbst nach der Geburt Jungfrau geblieben ist, wie hätte es sich da nicht um Gott und um ein unaussprechliches Geheimnis handeln können? Ohne Makel wurde er geboren, auf unsagbare Weise, er, für den später verschlossene Türen kein Hindernis waren, und vor dem, im Blick auf die Verbindung seiner beiden Naturen, Thomas ausrief: „Mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20,28).

Er, der seinem Wesen nach unfähig ist zu leiden, hat aus Liebe zu uns so viele Leiden auf sich genommen. Christus hat keineswegs nach und nach göttliche Natur angenommen. Da er nun einmal Gott war, hat seine Barmherzigkeit, wie der Glaube uns lehrt, ihn dazu gebracht Mensch zu werden. Wir verkündigen nicht einen Menschen, der Gott geworden ist, sondern wir verkündigen einen Gott, der Fleisch angenommen hat. Er hat sich seine Magd zur Mutter gegeben, er, der seinem Wesen nach keine Mutter kennt und der ohne Vater in der Zeit Fleisch angenommen hat.


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