Oberrabbiner: Antisemitismus oft als Israel-Kritik getarnt

12. Jänner 2017 in Aktuelles


Folger im "Sonntag"-Interview: "Faire Kritik" hat Berechtigung, "aber eine Menge" sei eher "verheimlichter Antisemitismus" und richte sich gegen "Juden und Jüdisches" per se - Lob für nachkonziliare Päpste


Wien (kath.net/KAP) Antisemitismus versteckt sich laut Oberrabbiner Arie Folger heute vermehrt hinter politischer Kritik am Staat Israel. Heutzutage habe "Israel" das klassische Feindbild, das einst "Jude" hieß, übernommen, so Folger in der aktuellen Ausgabe der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag". "Faire Kritik" habe seine Berechtigung, aber viel Vorgebrachtes sei eher "verheimlichter Antisemitismus" und richte sich gegen "Juden und Jüdisches" per se. Antisemitische Haltungen würden so als antizionistisch verkauft.

Zu spüren bekämen Juden auch die generelle Intoleranz gegenüber religiös-praktizierenden Menschen aller Konfessionen, der die Religionen gemeinsam entgegentreten müssten. "Da haben wir erstens die Aufgabe, uns einzusetzen für Verständnis, Respekt und Toleranz und zweitens, dass wir alle für die Gesellschaft, in der wir leben, Beiträge leisten", so Folger.

Das Verhältnis zur katholischen Kirche habe seit der Erklärung "Nostra aetate" des Zweiten Vatikanischen Konzils einen Weg eingeschlagen, "der Früchte gebracht hat". Das Dokument habe "tatsächlich etwas in Bewegung gesetzt", seither hätten auch die Päpste ganz in seinem Geist gehandelt. Unter Johannes Paul II. hatte der Vatikan den Staat Israel diplomatisch anerkannt. Benedikt XVI. habe eine theologische Wende gebracht, indem er positiv zu rabbinischen Schriften stand und diese zitierte. Und Papst Franziskus spreche klar und deutlich vom neuen Antisemitismus und engagiere sich stark im interreligiösen Dialog. "Diese drei Päpste haben enorm viel zur Verständigung beigetragen", würdigte der Oberrabbiner.

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