Antichristliche Gewalt im ägyptischen Karm: Prozess eingestellt

20. Jänner 2017 in Weltkirche


Jugendbande zog christlicher Frau Kleider aus und trieb sie nackt durch die Straßen - Gericht spricht von "Mangel an Beweisen"


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Im Fall der 70jährigen koptischen Christin Suad Thabet, die bei islamistischen Ausschreitungen in Karm in der Provinz Minya im Mai vergangenen Jahres entkleidet und misshandelt worden war, verzichten die ägyptischen Justizbehörden auf einen Prozess. Wie der Anwalt der Klägerin am Sonntag angab, habe eine Jugendbande der Frau die Kleider ausgezogen und sie nackt durch die Straßen getrieben. Der Fall ereignete sich im Mai infolge des Gerüchts, der Sohn der Frau habe ein Verhältnis mit einer Muslimin, wie der vatikanische Nachrichtendienst "Fides" am Dienstag berichtete.

Wie der Anwalt des Opfers weiter mitteilte, beschloss die Staatsanwaltschaft am Samstag, dass der Fall "wegen Mangels an Beweisen" archiviert werden soll. In einem Interview mit einem koptischen Fernsehsender mit Sitz in den USA berichtete die Frau, dass sie und ihre Familie seit dem Anschlag nicht mehr in das Dorf zurückgekehrt seien, nachdem die Familie von Extremisten bedroht worden war.

Die Episode der Gewalt in Karm, zu der es kurz nach dem Besuch des Großimams der al-Azhar-Universität, Ahmed al-Tayyib, bei Papst Franziskus in Rom gekommen war, hatte insbesondere wegen der Demütigung der 70jährigen Frau in der ägyptischen Öffentlichkeit großes Aufsehen erregt. Bei dem Überfall auf das Dorf waren auch zahlreiche Geschäfte und Wohnungen koptischer Christen geplündert und in Brand gesteckt worden.

Kurz nach dem Anschlag hatte der koptisch-orthodoxe Patriarch Tawadros II. in einer Verlautbarung seiner Befürchtung Ausdruck verliehen, dass die Vorfälle in Karm zu einer neuen Spirale der Gewalt zwischen den Religionen führen könnten. Auch Präsident Abdel Fattah al-Sisi forderte bereits am 26. Mai die zuständigen Mitarbeiter der Regierung auf, die Täter von Karm rasch zu identifizieren und zu bestrafen. In den Wochen nach dem Überfall wurden 8 von insgesamt 14 Verdächtigen festgenommen.

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