MdE Gericke: Schutz der Christen ist europäische Aufgabe

21. Jänner 2017 in Weltkirche


Europaabgeordnete präsentieren Weltverfolgungsindex im Europaparlament / Sanktionen und Handelstopp gefordert / Wiederaufbau der Mosul-Region als Zeichen der Hoffnung


Straßburg (kath.net/pm) „Der Schutz der Christen weltweit muss zu einer Kernaufgabe Europas werden und auch dann zählen, wenn es um Entwicklungshilfe oder Handelsabkommen geht“ – so die klare Forderung des Europaabgeordneten Arne Gericke (Familien-Partei/ECPM). Als kirchenpolitischer Sprecher der drittstärksten EKR-Fraktion und Vizepräsident der parlamentarischen Arbeitsgruppe für Religionsfreiheit hat er gemeinsam mit seinem niederländischen Fraktionskollegen Peter van Dalen und Michel Varton von Open Doors Europe den aktuellen „Weltverfolgungsindex 2017“ im Straßburger Europaparlament präsentiert: „Die Entwicklung macht uns große Sorgen und fordert unseren Einsatz“, so Gericke.

Aus diesem Grund sei es van Dalen und ihm auch ein ehrliches Anliegen, dem vom internationalen, christlichen Hilfswerk „Open Doors“ veröffentlichten Verfolgungsindex eine Bühne im Europaparlament zu geben: „Europa ist der richtige Ort, um noch mehr als bisher gegen die Verfolgung von mehr als 200 Millionen Christen weltweit vorzugehen. Wir haben die Kraft, wir haben die Instrumente – und wir sollten sie nutzen“, so der Appell Gerickes, den er anlässlich der Präsentation auch in zwei Schreiben an Jan Figel, EU-Sonderbeauftragten für Religionsfreiheit und den neu gewählten EU-Parlamentspräsidenten Antonio Tajani gerichtet hat. „Wer Menschen wegen ihres Glaubens tötet, verfolgt oder diskriminiert, der bricht Grundrechte – und gehört dafür bestraft.“

So fordert Gericke unter anderem, die von Open Doors erstellte „Rangfolge der 50 Länder, in denen Christen aufgrund ihres Glaubens am stärksten verfolgt werden“ zu nutzen, um seitens der EU eine „black list“ zu verurteilender Staaten zu erstellen: „Diese Liste kann Grundlage entschlossener Aktionen und Sanktionen sein: Die Kürzung gewährter Entwicklungsgelder, Blockade von Handelsabkommen oder auch die internationale, strafrechtliche Verfolgung der Täter“. Er selbst werde „das Thema der verfolgten Christen immer wieder auf die Agenda des Menschenrechtsausschusses und des gesamten Parlaments heben.“

Ebenfalls in seinen Schreiben fordert Gericke gemeinsame Anstrengungen und Hilfen der EU für die im Irak vom IS komplett zerstörte Region um Mossul: „Hier können wir durch friedenserhaltende Maßnahmen, Terrorbekämpfung und einen raschen Wiederaufbau einen Ort und ein Zeichen der Hoffnung für verfolgte Christen setzen.“

Wie wichtig solche Signale seien, so Gericke, zeige auch die im Bericht widergespiegelte Entwicklung: „Nie zuvor waren mehr Christen weltweit wegen ihres Glaubens bedrängt oder verfolgt. Von Jahr zu Jahr hat sich die Lage der rund 650 Millionen Christen, die als Minderheit in den 50 Ländern des Weltverfolgungsindex leben, verschlechtert“.

Nordkorea belegt erneut den unrühmlichen ersten Rang auf dem Weltverfolgungsindex. Von Platz 7 auf 2 vorgerückt ist Somalia, wo nur einige hundert Christen muslimischer Herkunft leben. Die meisten der 50 Länder auf dem Weltverfolgungsindex liegen im Nahen Osten und in Nordafrika. In acht der ersten zehn und in 35 der insgesamt aufgeführten 50 Länder ist islamische Unterdrückung die maßgebliche Ursache für die herrschende Christenverfolgung. Besonders betroffen sind Christen muslimischer Herkunft, deren Zahl weltweit wächst. Laut Koran gilt der Abfall vom Islam (Apostasie) als todeswürdiges Verbrechen. Deshalb stehen Konvertiten unter besonderem Verfolgungsdruck, nicht nur seitens islamischer Geistlicher und Regierungen, sondern auch durch die Gesellschaft bis hin in die eigene Familie. Selbst traditionelle Kirchen lehnen die Aufnahme von Konvertiten in der Regel ab, da dies zu Verhaftungen der Kirchenleiter und zur Schließung der Kirche führen kann.


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