Weiter Aufregung rund um den Malteserorden

27. Jänner 2017 in Aktuelles


Angeblich soll Boeselager rehabilitiert werden. US-Kirchenrechtler Martens übt schwere Kritik am Vatikan: "Ernennung eines Päpstlichen Delegaten für den Malteserorden ist eine ernsthafte Verletzung des Internationalen Rechts"


Rom-Berlin (KAP) In Rom tritt am Samstag die Leitung des Malteserordens unter dem Interims-Verantwortlichen Ludwig Hoffmann-Rumerstein zusammen, um offiziell den Rücktritt von Großmeister Matthew Festing zu bestätigen. Der 67-jährige Brite war am Mittwoch auf Druck von Papst Franziskus als Großmeister zurückgetreten. Die Bestätigung durch den Souveränen Rat ist nach Angaben der Ordenszentrale reine Formsache. Der Vatikan hatte Festings Rücktritt bereits am Mittwoch mitgeteilt. Hoffmann-Rumerstein, der aus Innsbruck stammt und den österreichischen Malteser-Hilfsdienst gegründet hat, ist als Orden-Großkomptur (Commendatore) statutengemäß Nachfolger beim Rücktritt des Großmeisters.

Hintergrund ist ein Streit zwischen dem Vatikan und Festing um die Amtsenthebung Albrecht von Boeselagers als Großkanzler des Ordens. Festing warf dem Deutschen vor, die Verteilung von Kondomen durch eine Partnerorganisation in Myanmar 2013 nicht gestoppt zu haben. Boeselager wies die Vorwürfe zurück und rief ein Ordensgericht gegen seine Amtsenthebung an. Als der Papst den Fall durch eine Kommission untersuchen ließ, verweigerte Festing öffentlich die Zusammenarbeit des Ordens.

Die päpstlichen Ermittler kamen laut Medienberichten zu dem Ergebnis, dass die Anschuldigungen gegen Boeselager unzutreffend seien. Die italienischen Tageszeitung "La Stampa" verbreitete am Freitag das Gerücht, dass Festing und der Kardinalpatron des Ordens, Leo Raymond Burke, den Papst falsch informiert haben sollen. Angeblich soll Boeselager nach dem Rücktritt Festings in sein altes Amt zurückkehren. Als Großkanzler war Boeselager eine Art Regierungschef der Malteser. Der Orden, dessen Hilfsorganisation "Malteser International" weltweit tätig ist, hat den Status eines Völkerrechtssubjekts.

Kritik an der jüngsten Vatikaneinmischung im Malteserorden gibt es von verschiedenen Kirchenrechtlern. So meinte der US-Kirchenrechtler Kurt Martens von der University of America auf Twitter: "Die Ernennung eines Päpstlichen Delegaten für den Malteserorden ist eine ernsthafte Verletzung des Internationalen Rechts und führt de facto zu einer Annexion des Ordens. Es ist Zeit, dass die UNO einschreitet."

Teilweise mit Material der Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich


© 2017 www.kath.net