Das Blut der Märtyrer – Same der Christen

30. Jänner 2017 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Christenverfolgungen – die Medien berichten nicht davon, weil das keine Nachricht ist. Die Herrlichkeit der Märtyrer. Die Bedeutung der Erinnerung und des Gedächtnisses, Grund der Hoffnung. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) In seiner Predigt bei der heiligen Messe am Montag der 4. Woche im Jahreskreis in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ setzte Papst Franziskus seine Betrachtungen zu den Lesungen aus dem Hebräerbrief fort. „Ohne Erinnerung gibt es keine Hoffnung“, so der Papst ausgehend von der heutigen ersten Lesung (Hebr 11,32-40). Paulus mahne, sich die ganze Geschichte des Volkes Gottes in Erinnerung zu rufen. Es handle sich dabei vor allem um eine Erinnerung an die Fügsamkeit vieler Menschen, angefangen bei Abraham, der gehorsam sein Land verlassen habe, ohne zu wissen, wohin er gehe. Im Besonderen sei dann die Rede von zwei Erinnerungen: die Erinnerung an die großen Taten des Herrn, die von Gideon, von Barak, Simson, Jiftach, David und von Samuel und den Propheten vollbracht worden seien – viele Menschen, die große Gesten in der Geschichte Israels vollbracht hätten.

Dann machte Franziskus eine dritte Gruppe aus, an die man sich erinnern müsste, „das Gedächtnis der Märtyrer“: „Jene, die gelitten und wie Jesus ihr Leben hingegeben haben, jene, die gesteinigt, gefoltert, mit dem Schwert umgebracht wurden“. Die Kirche sei, so der Papst dieses Volk Gottes, ein Volk von Sündern, aber fügsam. Ein Volk, das Großes täte und für Jesus Christus auch Zeugnis bis zum Tod ablege:

„Die Märtyrer sind es, die die Kirche voranbringen, sie sind jene, die die Kirche tragen, die sie getragen haben und heute tragen. Und heute gibt es mehr als in den ersten Jahrhunderten. Die Medien berichten nicht davon, weil das keine Nachricht ist, doch viele Christen in der Welt sind heute selig, weil sie verfolgt, geschmäht, eingekerkert werden. Es gibt viele, die im Gefängnis sind, nur weil sie ein Kreuz getragen oder sich zu Jesus Christus bekannt haben! Das ist die Herrlichkeit der Kirche und unsere Stütze und auch unsere Erniedrigung: wir, die wir alles haben – für uns scheint alles leicht zu sein, und wenn uns etwas fehlt, dann jammern wir... Doch denken wir an diese Brüder und Schwestern, die heute in größerer Zahl als in den ersten Jahrhunderten das Martyrium erleiden“.

„Ich kann“, so Franziskus weiter, „das Zeugnis jenes Priesters und jener Schwester in der Kathedrale von Tirana nicht vergessen: jahrelang im Gefängnis, Zwangsarbeit, Demütigungen“. Für sie „gab es keine Menschenrechte“.

Der Papst unterstrich dann, dass die größte Kraft der Kirche heute in den „kleinen Kirchen“ liege, die Verfolgung erlitten:

„Und auch wir sind zufrieden, das ist wahr und auch richtig, wenn wir einen großen kirchlichen Akt sehen, der einen großen Erfolg gehabt hat, Christen, die sich als solche zeigen... Und das ist schön! Ist das Kraft? Ja, das ist Kraft. Doch die größte Kraft der Kirche heute liegt in den kleinen Kirchen, in den ganz kleinen, mit wenig Leuten, die Verfolgung erleiden, mit ihren Bischöfen, die im Gefängnis sind. Das ist unsere Herrlichkeit heute, das ist unsere Herrlichkeit und unsere Kraft heute“.

„Eine Kirche ohne Märtyrer, würde ich zu sagen wagen “, so der Papst abschließend, „ist eine Kirche ohne Jesus“. Daher müsse man für unsere so viel erleidenden Märtyrer beten, „für jene Kirchen, die nicht frei sind, sich auszudrücken: sie sind unsere Hoffnung“. In den ersten Jahrhunderten habe ein antiker Schriftsteller (Tertullian) gesagt: „Das Blut der Christen, das Blut der Märtyrer ist der Same der Christen“:

„Mit ihrem Martyrium, mit ihrem Zeugnis, mit ihrem Leiden, auch dadurch, dass sie ihr Leben hingeben, ihr Leben aufopfern, säen sie Christen für die Zukunft und in den anderen Kirchen. Wir wollen dieses Messopfer für unsere Märtyrer darbringen, für jene, die jetzt leiden, für die Kirchen, die leiden, die keine Freiheit haben. Und danken wir dem Herrn dafür, dass er in diesen Brüdern und Schwestern, die heute Zeugnis geben für ihn, mit der Stärke seines Geistes gegenwärtig ist“.

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