Die Besonderheit eines Blickes – das große Staunen

31. Jänner 2017 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Jesus ist nicht zusammen mit Leibwächtern, die ihm als Geleitschutz dienen, damit die Leute ihn nicht berühren. Er blickt auf jeden einzelnen von uns und lässt uns nicht zur ‚Masse’ werden. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Das Tagesevangelium von der Heilung einer blutflüssigen Frau und der Auferweckung der Tochter des Jaïrus (Mk 5, 21-43) stand im Mittelpunkt der Predigt von Papst Franziskus bei der heiligen Messe am Dienstag der 4. Woche im Jahreskreis, Gedenktag des heiligen Johannes Bosco, in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“.

In der ersten Lesung (Hebr 12,1-4) mahne der Apostel Paulus: „Lasst uns mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der uns aufgetragen ist, und dabei auf Jesus blicken, den Urheber und Vollender des Glaubens“ (V. 1-2). Im Evangelium werde von Jesus berichtet, der auf uns blicke und uns bemerke. „Er ist uns nah“, so der Papst, „er ist immer mitten in der Menschenmenge“:

„Er ist nicht zusammen mit Leibwächtern, die ihm als Geleitschutz dienen, damit die Leute ihn nicht berühren. Nein, nein! Er ist dort geblieben und die Leute drängen sich um ihn. Und jedes Mal, wenn Jesus hinausging, war die Menschenmenge größer. Die Statistik-Spezialisten hätten vielleicht veröffentlichen können: ‚Die Popularität von Rabbi Jesus steigt’... Aber er suchte etwas anderes: er suchte die Leute. Und die Leute suchten ihn: die Leute hatten die Augen auf ihn geheftet und er seine Augen auf die Leute. ‚Ja, ja, auf die Leute, auf die Menge’ – ‚Nein, auf einen jeden einzelnen!’. Und das ist die Besonderheit des Blickes Jesu. Jesus lässt die Leute nicht zur Masse werden: Jesus blickt auf jeden einzelnen“.

Das Evangelium berichte also von zwei Wundern: Jesus heile eine seit zwölf Jahren blutflüssige Frau, der es gelinge, mitten in der Menge sein Gewand zu berühren. Und er bemerke, berührt worden zu sein. Dann erwecke er die zwölfjährige Tochter des Synagogenvorstehers Jaïrus. Nachdem er das Mädchen auferweckt habe, bemerke er, dass es Hunger habe und sage den Eltern, es solle ihr etwas zu essen gegeben werden:

„Der Blick Jesu geht vom Großen zum Kleinen. So ist der Blick Jesu: er schaut auf alle, doch er blickt auf einen jeden einzelnen von uns. Er schaut auf unsere großen Probleme, auf unsere großen Freuden, und er blickt auch auf unsere kleinen Dinge. Denn er ist nahe. Jesus schreckt nicht vor den großen Dingen zurück, sondern achtet auch auf die kleinen. So blickt Jesus auf uns“.

Wenn wir „‚mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen’ und den Blick fest auf Jesus geheftet halten“, so Franziskus abschließend, „dann wird uns das geschehen, was den Leuten nach der Auferweckung der Tochter des Jaïrus geschehen ist“. Sie seien von „großem Staunen“ ergriffen worden:

„Ich gehe, ich blicke auf Jesus, ich gehe voran, ich habe dabei den Blick fest auf Jesus gerichtet – und was finde ich? Dass er seinen Blick fest auf mich gerichtet hat! Und das lässt mich dieses große Staunen verspüren. Es ist dies das Staunen über die Begegnung mit Jesus. Fürchten wir uns nicht! Fürchten wir uns nicht, ebenso wenig wie sich jene alte Frau gefürchtet hat, hinzugehen und den Saum seines Gewands zu berühren. Fürchten wir uns nicht! Wir wollen auf diesem Weg laufen, den Blick immer auf Jesus geheftet. Und wir werden eine schöne Überraschung haben, die uns mit Staunen erfüllen wird: Jesus selbst hat seinen Blick auf mich geheftet“.

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