Papst bittet Missbrauchsopfer um Vergebung

13. Februar 2017 in Weltkirche


Franziskus schreibt Vorwort für Buch eines Missbrauchsopfers - Daniel Pittet erzählt in seinem Buch über die sexuellen Übergriffe, denen er vier Jahre lang als Kind ausgesetzt war


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Papst Franziskus hat Opfer von Kindesmissbrauch durch katholische Priester um Vergebung gebeten. Zugleich kündigte er an, weiter mit Härte gegen Missbrauch vorzugehen. Betroffenen und ihren Angehörigen versicherte Franziskus seine "Gefühle der Liebe und des Schmerzes". "Ich bitte demütig um Vergebung", heißt es in einem Vorwort des Papstes zum Buch eines Missbrauchsopfers, das die italienische Tageszeitung "La Repubblica" am Montag abdruckte.

Franziskus verurteilt darin Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche erneut scharf: "Es handelt sich um etwas absolut Monströses, ein grauenhaftes Verbrechen, das radikal entgegen all dem ist, was Christus uns lehrt". Die Kirche müsse "extreme Strenge" walten lassen, "gegenüber Priestern, die ihre Mission verraten, und gegenüber ihren Vorgesetzten, ob Bischöfen oder Kardinälen, die sie eventuell decken".

Der Papst erinnert in diesem Zusammenhang an seinen Erlass vom Juni 2016, der unter anderem die Absetzung von Bischöfen vorsieht, die sich einer schweren Sorgfaltspflichtverletzung beim Umgang mit Missbrauch Minderjähriger oder schutzbedürftiger Erwachsener schuldig machten. "Wie kann jemand sein Leben dazu geweiht haben, Kinder zu Gott zu führen, und sie stattdessen in einem 'diabolischen Opfer' verschlingen, das sowohl das Opfer als auch das Leben der Kirche zerstört?", fragt Franziskus.

Die Begegnung mit dem Missbrauchsopfer und jetzigem Buchautor Daniel Pittet - der 57-Jährige stammt aus Fribourg in der Schweiz - habe ihm erneut vor Augen geführt, welche "beängstigenden Schäden sexueller Missbrauch auslöst" und wie lange und schmerzhaft der Weg der Aufarbeitung für die Opfer sei. Einige von ihnen seien sogar in den Selbstmord getrieben worden, schreibt der Papst. "Diese Toten beschweren mein Herz, mein Gewissen und das der ganzen Kirche."

Zugleich dankt Franziskus dem Autor, dass dieser sein Schweigen brach: "Zeugenaussagen wie deine reißen die Mauern des Schweigens ein, die Skandale und Leid unterdrücken, und bringen Licht in eine schreckliche Schattenzone im Leben der Kirche". So könne der Weg zu gerechter Wiedergutmachung und der "Gnade der Versöhnung" geebnet werden. Möglicherweise könnten so auch Pädophile die "schrecklichen Konsequenzen" ihres Handelns erkennen. Er bete für alle, "die in ihrer Unschuld verletzt worden sind, auf dass Gott sie wieder aufrichte und sie heile - und auf dass er uns allen seine Vergebung und sein Erbarmen schenke".

Franziskus hatte Pittet 2015 im Vatikan getroffen. Dabei hatte der ehemalige Mönch dem Papst von seinem Missbrauch berichtet. Er war als Kind ab dem Alter von acht Jahren vier Jahre lang von einem Priester sexuell missbraucht worden.

Das Buch, in dem er von seinem Missbrauch und seiner Vergebung dem Täter gegenüber berichtet, erscheint diese Woche im französischen Original unter dem Titel "Mon Père, je vous pardonne" (Ich vergebe Ihnen, Pater; Edition Philippe Rey) sowie in der italienischen Übersetzung unter dem Titel "La perdono, Padre" (Libreria Editrice Vaticana/LEV). Daniel Pittet erzählt in seinem Buch über die sexuellen Übergriffe, denen er vier Jahre lang als Kind ausgesetzt war. Sein Peiniger, ein Kapuziner, lebt in einem Kloster in der Schweiz. Für das Buch hat ihn Pittet sogar besucht, er nennt ihn darin mit vollem Namen.

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