Kardinal Müller: Die katholische Kirche ist keine 'Papstkirche'

20. Februar 2017 in Weltkirche


Präfekt der Glaubenskongregation warnt in neuem Buch über Franziskus vor Personenkult - Kirche ist Versammlung


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller plädiert für eine behutsame Dezentralisierung der katholischen Kirche. "Im Sinne der Neuevangelisierung müssen auch die Bischöfe, die Synoden und Bischofskonferenzen eine größere Verantwortung wahrnehmen inklusive einer 'gewissen lehramtlichen Kompetenz'", schreibt der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation in seinem neuen Buch, das am Montag im Freiburger Verlag Herder erschien.

Papst Franziskus habe mit seiner Forderung nach einer "heilsamen Dezentralisierung" jedoch keineswegs ein "Signal für einen Richtungswechsel oder eine Revolution im Vatikan gegeben", so Müller weiter. "Separatistische Tendenzen und präpotentes Verhalten" schadeten der katholischen Kirche. Eine Bischofskonferenz könne niemals "separate verbindliche dogmatische Erklärungen abgeben oder gar definierte Dogmen und konstitutive sakramentale Strukturen relativieren". Konkrete Beispiele dafür, was Bischofskonferenzen künftig selbst entscheiden könnten, nennt Müller nicht.

Bei dem Buch gehe es ihm nicht um eine theologische Abhandlung, sondern darum, "dass wir also nicht etwas errichten, was seine lebendigen Wurzeln verloren hat und dann wie ein toter Baum vielleicht schön anzusehen ist, aber ohne Leben in der Landschaft herum steht", sagte Müller am Montag im Interview mit Radio Vatikan. Die katholische Kirche sei keine "Papstkirche", da das Zentrum Christus selber sei. Der Papst sei wichtig für die Einheit der gesamten Kirche im Glauben, was aber nicht zentralistisch aufgefasst werden dürfe. "Man kann nicht dem Papst dienen, wenn man einen Personenkult um ihn herum betreibt", so der Glaubenspräfekt.

"Nur eine Stimme" greift zu kurz

Er sehe die Gefahr, dass in den Medien nur noch die Stimme des Papstes erklinge, "während die Sichtweise von der natürlichen Verfassung der Kirche her eigentlich andersherum ist". Ursprung im Christentum sei vielmehr die konkrete Versammlung. Papstverherrlichung schade dem Amt mehr, als sie ihm nutze. Zu warnen sei auch vor überzogenen Erwartungen, da diese bei voraussehbarer Nichterfüllung ins Gegenteil umschlagen würden. Schwächen und Grenzen seien jedoch Wesensbestandteil jedes Menschen und somit auch der offiziellen Repräsentanten der Kirche.

In seinem Buch mit dem Titel "Der Papst - Sendung und Auftrag" erklärt der deutsche Kardinal dieses Amt und seine historische Entwicklung. Ein Schwerpunkt bildet hierbei auch die Kontroverse über den Papst zwischen Katholiken und Protestanten.

kath.net-Buchtipp - Lieferbar ab 20.2.
Der Papst
Sendung und Auftrag
Von Kardinal Gerhard L. Müller
Hardcover, 608 Seiten
2017 Herder, Freiburg
ISBN 978-3-451-37758-7
Preis (Österreich) 30.90 EUR

Bestellmöglichkeiten bei unseren Partnern:

- Link zum kathShop

- Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus:

Für Bestellungen aus Österreich und Deutschland: [email protected]

Für Bestellungen aus der Schweiz: [email protected]

Alle Bücher und Medien können direkt bei KATH.NET in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus (Auslieferung Österreich und Deutschland) und der Provini-Buchhandlung (Auslieferung Schweiz) bestellt werden. Es werden die anteiligen Portokosten dazugerechnet. Die Bestellungen werden in den jeweiligen Ländern (A, D, CH) aufgegeben, dadurch entstehen nur Inlandsportokosten.

Titelblatt der Neuerscheinung


Copyright 2017 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Foto oben (c) Bistum Regensburg
Alle Rechte vorbehalten


© 2017 www.kath.net