Der konkrete Gott – der Christus gewordene Gott

2. März 2017 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Kehrt um! Der Kompass des Christen besteht darin, dem gekreuzigten Christus nachzufolgen und keiner abstrakten Gottesidee. Ein ‚entfleischter’ Gott ist ein Gott, der nicht wirklich ist. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Der Aufruf zur Umkehr – er steht am Anfang der Fastenzeit, so Papst Franziskus in seiner Predigt bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Donnerstag nach Aschermittwoch. Die Liturgie des Tages (Lk 9,22-25) konfrontiere diesen Aufruf mit drei Wirklichkeiten: mit dem Menschen, mit Gott und dem Weg.

Am Menschen liege es, zwischen dem Guten und dem Bösen zu wählen: „Gott hat uns frei geschaffen, die Entscheidung ist unsere“, so der Papst, doch Gott lasse uns dabei nicht alleine. Er weise mit den Geboten den Weg des Guten.

Dann sei da die Wirklichkeit Gottes. Für die Jünger sei der Weg des Kreuzes Jesu schwer zu verstehen gewesen. Denn: „Gott hat – außer der Sünde – die ganze Menschennatur angenommen. Es gibt keinen Gott ohne Christus. Ein Gott ohne Christus, ein Gott ohne Fleischwerdung oder ein ‚entfleischter’ Gott ist ein Gott, der nicht wirklich ist“:

„Die Wirklichkeit Gottes ist Gott, der für uns Christus geworden ist. Um uns zu retten. Und wenn wir uns davon entfernen, von dieser Wirklichkeit, und wenn wir uns vom Kreuz Christi entfernen, von der Wahrheit der Wunden des Herrn, dann entfernen wir uns auch von der Liebe, von der Liebe Gottes, vom Heil, und gehen auf einem ideologischen Weg Gottes, fern: es ist nicht Gott, der zu uns kommt und nahegekommen ist, um uns zu retten, und der für uns gestorben ist. Das ist die Wirklichkeit Gottes“.

Franziskus zitierte das Gespräch zwischen einem Agnostiker und einem Gläubigen, wie es von einem französischen Schriftsteller des letzten Jahrhunderts verfasst worden war:

„Der Agnostiker guten Willens fragte den Gläubigen: ‚Nun, wie kann ich... für mich ist das Problem, wie Christus Gott ist: das kann ich nicht verstehen. Wie ist Christus Gott?’. Und der Gläubige antwortete: ‚Na, für mich ist das kein Problem. Ein Problem wäre es gewesen, wenn Gott nicht Christus geworden wäre’. Das ist die Wirklichkeit Gottes: der Christus gewordene Gott, der fleischgewordene Gott, und das ist das Fundament der Werke der Barmherzigkeit. Die Wunden unserer Brüder und Schwestern sind die Wunden Christi, sie sind die Wunden Gottes, da Gott Christus geworden ist. Die zweite Wirklichkeit. Wir können die Fastenzeit nicht ohne diese Wirklichkeit leben. Wir müssen umkehren, nicht zu einem abstrakten Gott, sondern zum konkreten Gott, der Christus geworden ist“.

Schließlich die dritte Wirklichkeit: die Wirklichkeit des Weges. Jesus sage: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ (Lk 9,23):

„Die Wirklichkeit des Weges ist die Wirklichkeit Christi: Christus nachfolgen, den Willen des Vaters tun, wie er, täglich das Kreuz auf sich nehmen und sich selbst verleugnen, um Christus nachzufolgen. Nicht das tun, was ich will, sondern das, was Jesus will. Und er sagt, dass wir auf diesem Weg das Leben verlieren, um es nachher zu gewinnen. Es ist dies ein beständiges Verlieren des Lebens, das verlieren, was ich will, die Bequemlichkeiten verlieren, immer auf dem Weg Jesu sein, der im Dienst der anderen stand, in Anbetung Gottes. Das ist der rechte Weg“.

„Der einzige sichere Weg“, so der Papst abschließend, „besteht darin, dem gekreuzigten Christus zu folgen, das Ärgernis des Kreuzes“. Diese drei Wirklichkeiten – der Mensch, Gott, und der Weg – „sind der Kompass des Christen, der uns den Weg nicht verfehlen lässt“.

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