Vatikan kritisiert: Aktuell viele christliche Märtyrer

9. März 2017 in Weltkirche


Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei UNO in Genf: Verfolgung von Christen "schlimmer als in den ersten Jahrhunderten der Kirche" – "Im Namen eines falschen Toleranzbegriffs" würden am Ende diejenigen verfolgt, die ihren Glauben verteidigten


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Die Religionsfreiheit erlebt nach Auffassung des Vatikans weltweit eine "fortschreitende Verschlechterung". Die Lage sei schockierend, besonders mit Blick auf eine "beispiellose Zahl von Gewalttätigkeiten gegen Christen und andere Religionsgemeinschaften", sagte der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf, Erzbischof Ivan Jurkovic, laut einem am Mittwoch von Radio Vatikan verbreiteten Redeskript. Die Verfolgung von Christen sei "schlimmer als in den ersten Jahrhunderten der Kirche", so der Diplomat. Aktuell gebe es mehr christliche Märtyrer als in jener Epoche.

Jurkovic verlangte das Recht, religiös motivierte ethische Überzeugungen öffentlich wie auch privat zu leben. In der Gesellschaft habe Religion eine neue Bedeutung erlangt "aufgrund der komplexen Beziehung zwischen der persönlichen Glaubenswahl und deren öffentlichem Ausdruck". Sowohl die Entscheidung für ein religiöses Bekenntnis wie auch die Glaubenspraxis müssten frei von Auflagen und Zwang sein. Der Vatikanvertreter nannte es "unverständlich und alarmierend", dass es noch immer Diskriminierung und Einschränkungen allein aufgrund der Religionszugehörigkeit einer Person gebe.

Jurkovic sagte weiter, "im Namen eines falschen Toleranzbegriffs" würden am Ende diejenigen verfolgt, die ihren Glauben verteidigten. Er sprach von "unterschiedlichen Formen moderner Tyrannei". Diese suchten die Religionsfreiheit zu unterdrücken, Glauben auf eine Subkultur zu reduzieren oder Religion als Vorwand für Hass und Gewalt zu missbrauchen.

Besonders beklagte er die Lage der Christen im Nahen Osten. Dort seien in den vergangenen Jahren Millionen von ihrem angestammten Land vertrieben worden. Die übrigen lebten unter permanenter Bedrohung und Repressionen. Zahllose Kirchen und alte Kultstätten aller Religionen seien zerstört worden, so Jurkovic. Der Diplomat äußerte sich bei einer UN-Veranstaltung in Genf am Dienstag.


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