Venezuela: Oppositionschef fordert Vatikan zu größerer Härte auf

12. März 2017 in Aktuelles


Oppositionschef Capriles: Venezuela sollte eigentlich eine Priorität für den Papst sein.


Madrid (kath.net/ KAP)
In der Opposition in Venezuela wächst die Frustration über die Rolle des Vatikans bei der Hilfe zur Beendigung der politischen Krise des Landes. Papst Franziskus hatte im Herbst 2016 den langjährigen Vatikan-Diplomaten Erzbischof Claudio Maria Celli als seinen Hauptverhandlungsführer für Gespräche zwischen der Regierung und der Opposition ernannt, aber die Gespräche brachen im Dezember ab. Die Regierung konnte die Voraussetzungen des Vatikans für Verhandlungen nicht einhalten. Gefordert wird jetzt größere Härte des Heiligen Stuhls.

Henrique Capriles, der die Präsidentschaftswahl im Rennen gegen den Sozialisten Nicolas Maduro im Jahr 2013 knapp verlor, sagte am Mittwoch, dass der Vatikan "weit entfernt" sei und den harten Alltag der gewöhnlichen Venezolaner nicht sehe. Dabei sollte Venezuela eigentlich eine Priorität für den Papst sein. "Die Situation ist im Begriff zu explodieren", sagte Capriles der spanischen Zeitung "ABC".

Das Land leidet an Nahrungsmittelknappheit, steigender Inflation, steigender Verbrechensrate und zunehmendem Autoritarismus unter Maduro, dem handverlesenen Nachfolger des verstorbenen Hugo Chavez, der während seiner 14-jährigen Herrschaft dem Land seine "Bolivarische Revolution" verordnet hatte.

Nach dem Wahlsieg für die Nationalversammlung im Jahr 2015 lud die Opposition Papst Franziskus ein, Verhandlungen mit Maduro zu führen, um den politischen Stillstand zu beenden. Der Papst ernannte den langjährigen Vatikandiplomaten Claudio Maria Celli zum Verhandlungsführer.

Vatikan-Staatssekretär Kardinal Pietro Parolin, der von 2009 bis 2013 als päpstlicher Vertreter in Venezuela diente, sandte einen Brief an Maduro, in dem er die Anliegen des Heiligen Stuhls darlegte. Parolin formulierte vier offene Fragen, die angesprochen werden müssten, um die Gespräche fortzusetzen: Lösen der Nahrungsmittel- und Medikamentenkrise; Vereinbarung eines Zeitplans für Wahlen; Absicherung der von der Verfassung garantierten Autorität der Nationalversammlung; schließlich Freilassung politischer Gefangener.

Keine dieser Forderungen wurde erfüllt. Die Opposition weigert sich, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, bis die Regierung bei den vier Punkten Parolins einlenkt.

Der Vatikan hat seine Funktion als Vermittler noch nicht offiziell beendet. Capriles sagte dazu, drei Monate der Inaktivität mache die Situation noch schlimmer. "Mit dem größten Respekt und der Zuneigung zu Papst Franziskus und Erzbischof Celli, wo ist der Papst?", fragte er. Weiter stellte er fest, dass jeden Tag Kinder sterben. Kranke hätten keine Medikamente und fast ein Fünftel der Bevölkerung müsse den Müll durchwühlen, um Nahrung zu finden.

Der Appell Capriles' ist nicht das erste Mal, dass die Oppositionsmitglieder den Vatikan baten, in den Gesprächen eine energischere Position einzunehmen. Im Dezember, kurz nachdem Parolin seinen Brief geschrieben hatte, ketteten sich die Ehefrauen von venezolanischen Oppositionsführern an den Eingang zum Petersplatz und baten Papst Franziskus, seine Delegation aus den Gesprächen abzuziehen, es sei denn, politische Gefangene würden befreit.

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz des Landes, Erzbischof Diego Padron Sanchez, warf der Regierung vor, die örtliche Kirche "einzuschüchtern". Nie zuvor in der Geschichte der Nation habe eine Regierung ihren Bürgern so viel Leid zugefügt, erklärte der Erzbischof.

Im vergangenen Monat beschuldigte der Erzbischof von Caracas, Kardinal Jorge Liberato Urosa Savino, die Regierung, "den Heiligen Stuhl zu verspotten", indem sie offiziell den Dialog unterstütze, aber Maßnahmen ergreife, die dagegen arbeiteten. Der Kardinal sagte, die Regierung habe eine "totalitäre und diktatorische" Agenda vorangetrieben. Es bestehe ein völliger Widerspruch zwischen Praxis und wortreichen Willensbekundigungen, wonach man ja in den Dialog mit der Opposition treten wolle.

Capriles sagte, die venezolanischen Bischöfe seien klar und fest in ihrer Unterstützung gewesen. Aber - so fügte er hinzu - "der Vatikan scheint weit entfernt".

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