Der rutschige Weg von der Sünde zur Korruption

16. März 2017 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz! Die Gefahr des verschlossenen und blinden Herzens. Aus Korruption und Verdorbenheit gibt es keine Rückkehr. Die Grenze. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz. Prüfe mich und erkenne mein Denken. Sieh her, ob ich auf einem Weg bin, der dich kränkt, und leite mich auf dem Weg, der zum ewigen Leben führt“: in seiner Predigt bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Donnerstag der zweiten Woche der Fastenzeit ging Papst Franziskus vom Eröffnungsvers aus, um dann seine Aufmerksamkeit der ersten Lesung aus dem Buch Jeremia zuzuwenden (17,5-10): „Verflucht der Mann, der auf Menschen vertraut, auf schwaches Fleisch sich stützt, und dessen Herz sich abwendet vom Herrn“.

Der Papst hob hervor, dass „der Mensch, der auf den Menschen vertraut, sich auf das Fleisch stützt, das heißt auf die Dinge, die er erledigen kann, auf die Eitelkeit, auf den Stolz, auf die Reichtümer“. Daraus ergebe sich eine Abwendung vom Herrn. Franziskus unterstrich „die Fruchtbarkeit des Menschen, der auf den Herrn vertraut, und die Sterilität dessen, der auf sich selbst setzt“, auf die Macht und den Reichtum. „Dieser Weg“, so die Mahnung des Papstes, „ist ein gefährlicher Weg, wenn ich allein auf mein Herz vertraue: denn es ist unzuverlässig, es ist gefährlich“.

Wenn ein Mensch in seinem verschlossenen Umfeld lebe, atme er jene Luft seiner Güter, seiner Zufriedenheit, seiner Eitelkeit, seiner Sicherheit, und er vertraue nur auf sich selbst, „er verliert die Orientierung, er verliert den Kompass und weiß nicht, wo seine Grenzen sind“. Gerade dies geschehe im Evangelium vom reichen Prasser und dem armen Lazarus (Lk 16,19-31). Der Reiche habe sein Leben damit verbracht, Feste zu geben. Dabei habe er sich nicht um den Armen vor der Tür seines Hauses gekümmert:

„Er wusste, wer jener Arme war: er wusste es. Als er nämlich dann zum Vater Abraham spricht, sagt er: ‚Schick Lazarus zu mir’. Aha, er wusste auch, wie er hieß! Aber er war ihm egal. War er ein Sünder? Ja. Aber von der Sünde kann man sich abkehren: man bittet um Vergebung und der Herr vergibt. Diesen da hat das Herz bis zu dem Punkt auf einen Weg des Todes geführt, dass man nicht zurückkehren kann. Es ist da ein Punkt, ein Moment, eine Grenze, bei der es schwierig ist, umzukehren: das ist dann der Fall, wenn die Sünde sich in Korruption verwandelt. Und dieser da war kein Sünder, er war ein Korrupter. Denn er wusste um das viele Elend, doch er war glücklich und es war ihm egal“.

„Verflucht sei der Mensch, der auf sich selbst vertraut, der auf sein Herz vertraut“, so der Papst, der an Psalm 1 erinnerte: „Nichts ist unzuverlässiger als das Herz, und es heilt schwer. Wenn du jenen Weg der Krankheit kennst, dann wird es schwierig sein, dass du genest“. Ausgehend von diesem Gedanken stellte Franziskus eine Frage, die an alle gerichtet ist:

„Was spüren wir im Herzen, wenn wir auf der Straße unterwegs sind und einen Obdachlosen sehen, wenn wir die Kinder sehen, die allein sind und um Almosen betteln... ‚Nein, aber die sind von der Rasse da, die stehlt...’, gehe ich weiter, mache ich das so? Die Obdachlosen, die Armen, die Verlassenen, auch jene gut gekleideten Obdachlosen, weil sie kein Geld haben, um die Miete zu zahlen, weil sie keine Arbeit haben... was spüre ich? Ist das Teil des Panoramas, der Landschaft einer Stadt, wie eine Statue, die Bushaltestelle, das Postamt – und auch die Obdachlosen sind Teil der Stadt? Ist das normal? Seid vorsichtig! Seien wir vorsichtig. Wenn diese Dinge in unserem Herzen wie normal klingen – ‚Aber ja doch, so ist das Leben... ich esse, ich trinke, aber um mein Schuldgefühl etwas abzuschwächen, gebe ich etwas und gehe weiter’ – der Weg ist nicht in Ordnung“.

Der Papst bekräftigte die Notwendigkeit, es wahrzunehmen, wenn wir „auf dem rutschigen Weg von der Sünde hin zur Korruption sind“. „Was spüre ich“, fragte sich Franziskus weiter, „wenn ich in den Nachrichten sehe, dass dort eine Bombe gefallen ist, auf ein Krankenhaus, und viele Kinder gestorben sind, die armen Leute? Spreche ich ein Gebet und lebe dann weiter, als ob nichts geschehen wäre? Kommt das in mein Herz hinein“ oder „bin ich wie jener Reiche, dem das Drama des Lazarus, dessen sich die Hunde erbarmten, nie ins Herz eintrat?“. Sollte dies so sein, so wäre man auf dem Weg von der Sünde zur Korruption:

„Deshalb bitten wir den Herrn: ‚Erforsche mich, Herr, und erkenne mein Herz. Schau, ob mein Weg falsch ist, ob ich mich auf jenem rutschigen Weg von der Sünde hin zur Korruption befinde, von der man nicht zurückkehren kann’ – normalerweise: wenn der Sünder bereut, kehrt er zurück. Beim Korrupten ist das schwer, denn er ist in sich selbst verschlossen. ‚Erforsche mich, Herr, und erkenne mein Herz’: das sei heute unser Gebet. ‚Und lass mich begreifen, auf welchem Weg ich mich befinde, auf welchem Weg ich gehe’“.

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