Mossul-Offensive: Kirche hilft auch muslimischen Flüchtlingen

28. März 2017 in Weltkirche


Chaldäischer Patriarch Sako übergibt Hilfslieferungen an 4.000 muslimischen Familien - Appell an militärische Einheiten, Verluste an Menschenleben möglichst gering zu halten


Bagdad (kath.net/KAP) Bisher hat die militärische Offensive gegen den IS im Westteil der irakischen Millionenstadt Mossul 4.000 Tote gefordert, 10.000 Wohnungen wurden zerstört. Der chaldäische Patriarch Louis Sako (Archivfoto) zeigte sich in einem Kommunique zutiefst erschüttert, dass auch so viele schuldlose Zivilisten zu Tode gekommen sind, wie die Stiftung "Pro Oriente" am Dienstag berichtete.

Zugleich betonte der Patriarch, dass kirchliche Hilfsmaßnahmen zur Nahrungsmittelversorgung der aus Mossul geflüchteten Zivilisten - allesamt Muslime, die letzten Christen wurden 2014 vom IS und Sympatisanten vertrieben - angelaufen sind. In den nächsten Tagen werde er persönlich 4.000 muslimischen Familien Hilfslieferungen übergeben, kündigte Sako an. Die Kirche mache bei der Verteilung von Hilfsgütern keine Unterschiede im Hinblick auf Ethnie oder Religionsbekenntnis, so der Patriarch.

An alle an der Mossul-Offensive beteiligten militärischen Einheiten appellierte der Patriarch, die "international anerkannten Regelungen" zu respektieren, damit der Verlust an Menschenleben möglichst gering gehalten wird. Es gebe moralische und religiöse Verpflichtungen zum Schutz der Schuldlosen auch auf Kriegsschauplätzen.

Ausdrücklich wird in dem in Bagdad veröffentlichten Kommunique betont, dass man in der chaldäischen Kirche mit großer Aufmerksamkeit die militärische Intervention zur Befreiung Mossuls verfolge. Den irakischen Soldaten spreche man Dank für ihre Opferbereitschaft aus. Über den Vormarsch der Truppen in der zweitgrößten Stadt des Irak gebe es kirchlicherseits Zufriedenheit. Patriarch Sako und seine Mitarbeiter appellierten zudem an die internationale Gemeinschaft, das Problem der Flüchtlinge aus der Millionenstadt ernsthaft anzugehen.

Befreiung Mossuls "schwierig, aber notwendig"

Im Gespräch mit der römischen katholischen Nachrichtenagentur "AsiaNews" betonte der chaldäisch-katholische Patriarch, dass die Befreiung von Mossul aus der Gewalt der IS-Terroristen "schwierig, aber notwendig" sei. Sako erinnerte daran, dass "die Christen keine Rache wollen". Einmal mehr gehe es ihm darum, die Brückenfunktion der Christen und ihre Aufgabe als Wegbereiter des Friedens zu betonen.

In der Altstadt von Mossul mit ihren schmalen Gassen und hohen Häusern stehen die ältesten Kirchen des Zweistromlandes und einige wichtige Klöster. Die Gebäude stammen aus dem 4. bis 7. Jahrhundert und stellen nicht nur kostbare kirchliche Zeugnisse dar, "sondern gehören auch zum historischen und kulturellen Erbe des Irak". Auch deshalb sei die Befreiung der Stadt notwendig, so der Patriarch. Aber es müsse alles getan werden, damit es so wenig zivile Opfer gebe wie möglich.

Am 17. März waren bei einem Luftangriff der US-geführten internationalen Koalition mehr als 100 Zivilisten getötet worden; es gab auch Informationen, die von bis zu 240 Opfern sprachen. Die IS-Terroristen benützten die Zivilbevölkerung als "menschlichen Schutzschild", bedauerte Sako.

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