Priester: Flüchtlingen aus Nordkorea droht bei Rückkehr Tod

9. April 2017 in Weltkirche


Französischer Missionar Blot in "Le Monde"-Interview: Sippenhaft und Umerziehungsmaßnahmen für jene, die das Land verlassen - Exekutionen aufgrund des Besitzes von Bibel oder Rosenkranz


Paris (kath.net/KAP) Die Situation für die Bevölkerung Nordkoreas hat sich seit der Machtübernahme von Kim Jong Un noch weiter verschärft: Das hat der französische Missionar P. Philippe Blot, der in China nordkoreanische Flüchtlinge betreut, in einem Interview mit der Zeitung "Le Monde" (Donnerstag) dargelegt. Die derzeit 200.000 Nordkoreaner in China dürften nicht zwangsrepatriiert werden, so sein Appell. "Jeder weiß, dass sie gefoltert, in Lager geschickt und getötet werden."

Der drohende Hungertod im eigenen Land ist laut dem Ordensmann der Hauptgrund für die Flucht aus Nordkorea. Selbst wenn dieser gefährliche Schritt erfolgreich sei, bleibe für die Betroffenen die große Sorge um die zurückbleibende Familie bestehen: "Flieht ein Nordkoreaner, wird seine Familie als Verräter angesehen und in Umerziehungslager gesteckt. Wir müssen daher zuerst verifizieren, ob sie festgenommen wurden, ehe wir über unsere Kontakte in Nordkorea versuchen zu helfen", berichtet der Priester.

Doch auch nach geglückter Flucht in China bleibe die Lage schwierig und gefährlich - für die Flüchtlinge wie auch für ihre Helfer. Blot: "Als Priester habe ich ein moralisches Problem, da ich mit meiner Tätigkeit den Boden des Gesetzes verlasse, und da Christen sich schließlich an die Gesetze halten sollten." Da China jedoch die Menschenrechte mit den Füßen trete, sehe er das Evangelium als maßgebliche Richtschnur. Blot ist seit 2008 in China in der Flüchtlingsarbeit tätig und wirkte zuvor in Südkorea.

Besonders dramatisch ist die Lage laut Blot weiterhin für Christen. In Nordkorea, wo vor dem Kommunismus 100.000 Katholiken und 200.000 Protestanten lebten, wurden nach Ende des Koreakrieges 1953 alle Priester getötet oder deportiert. Auf dem Papier bestehen die zwei Diözesen Hamhung und Pjöngjang weiter, die Christen im Land - vor allem Protestanten - leben als "Katakomben-Christen" im Untergrund. Rund 30.000 sind in Gefängnissen und Konzentrationslagern - unter verschärften Bedingungen und als politische Gefangene, da sie vom Regime als "Störung der Gesellschaft" betrachtet werden.

Mittlerweile werden in der Hauptstadt Pjönjang, das einst als das "asiatische Jerusalem" bezeichnet wurde, katholische Gottesdienste in einer offiziell anerkannten Kirche gefeiert. Vor Ort tätig ist der südkoreanische Franziskaner P. Kim Kwon-soon, der 2008 als erster Priester ein Visum erhielt. Außerdem gibt es zwei evangelische Kirchen und eine orthodoxe. Es handle sich dabei aber nur über ein "Schaufenster" des Regimes, das Religionsfreiheit vortäusche, betonte Blot: Der Besitz religiöser Gegenstände sei weiter verboten und Exekutionen aus diesem Grund weiterhin übliche Praxis. Erst kürzlich sei eine Frau wegen Bibelschmuggels öffentlich hingerichtet worden.

P. Blot war einer der Teilnehmer der Aktion "Nacht der Zeugen", bei der vorige Woche in mehreren französischen Großstädten nächtliche Gebetsgottesdienste für verfolgte Christen in aller Welt stattgefunden haben. Die Initiative des päpstlichen Hilfswerks "Kirche in Not" mit Beteiligung der jeweiligen Ortsbischöfe fand bereits zum neunten Mal statt. Auch der syrische Mönch Jacques Mourad, der 2015 fünf Monate in der Hand der IS-Terroristen war, oder die senegalesische Ordensfrau Marie-Catherine Kingbo, die in Niger ein spirituelles und soziales Zentrum aufgebaut hat, traten dabei auf.

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