Kardinal Müller: Westen muss Religionsfreiheit neu lernen

3. Mai 2017 in Weltkirche


Der Präfekt der Glaubenskongregation spricht in einem Interview über die subtile Christenverfolgung im Westen, die kirchliche Stellungnahme zu Medjugorje und die Diskussion um ‚Amoris laetitia’.


Warschau (kath.net/jg)
Gerhard Ludwig Kardinal Müller, der Präfekt der Glaubenskongregation, nahm in einem Interview mit dem Portal Aleteia zu Fragen zu verschiedenen aktuellen Themen, darunter Medjugorje, Amoris laetitia und Christenverfolgung, Stellung. (Siehe Link am Ende des Artikels)

Die Glaubenskongregation treffe keine Entscheidung bezüglich der Übernatürlichkeit der Erscheinungen von Medjugorje, betonte Müller. Der Papst entscheide alleine über die Glaubwürdigkeit, die Glaubenskongregation gebe lediglich eine Empfehlung ab. Es solle keinesfalls der Eindruck erweckt werden, die Sonderkommission oder die Glaubenskongregation würden bald zu einem Ergebnis gelangen, sagt Müller.

Die Erscheinungen von Medjugorje seien Privatoffenbarungen und hätten daher nicht den gleichen Status und die gleiche Bedeutung wie die (allgemeine, öffentliche) göttliche Offenbarung. Jesus begegne uns im Leben der Kirche, er sei in den Sakramenten gegenwärtig, erinnerte der Kardinal.

Müller begrüßt die Debatte um das nachsynodale Schreiben „Amoris laetitia“. Er bedauert allerdings, dass sich die meisten Beiträge auf einen einzigen Aspekt des Schreibens konzentrieren, während andere, wesentliche Themen kaum wahrgenommen würden. „Amoris laetitia“ sei in der Absicht geschrieben worden, die ganze Botschaft der Offenbarung zur Ehe als Sakrament und als Lebensstand darzustellen, sagte Müller.

Die Frage nach der Kommunion für geschiedene Katholiken, die in einer nicht-sakramentalen, eheähnlichen Gemeinschaft leben, sei aus der Gesamtheit der kirchlichen Lehre zu beantworten. „Der Papst hat die Offenbarung nicht geändert, er wird sie nicht ändern und er kann sie nicht ändern“, sagte Kardinal Müller wörtlich.

Müller warnte vor einer subtilen Christenverfolgung in den westlichen Ländern. Wo Menschen gezwungen würden, entgegen ihren Überzeugungen an Abtreibungen mitzuwirken, sei die Gewissensfreiheit nicht mehr gegeben, kritisierte er. Die säkularen Staaten des Westens müssten wieder lernen, was Religionsfreiheit und freie Ausübung des Glaubens bedeuten würden, sagte er.


Link zum Interview mit Gerhard Ludwig Kardinal Müller (englisch):

aleteia.org


© 2017 www.kath.net