Mumbais Christen gehen vor Gericht, weil Diskriminierung zunimmt

5. Mai 2017 in Weltkirche


Stadtangestellte zerstörten 120 Jahre altes Kreuzes - Lage indischer Christen zunehmend schlimmer


New Delhi (kath.net/KAP) Die Diskriminierung indischer Christen löst weiter große Besorgnis aus. Nachdem am 29. April städtische Angestellte ein Kreuz in Mumbai zerstört hatten, protestieren die christlichen Kirchen nun, und sie gehen vor Gericht.

Der katholische Erzbischof der Metropole, Kardinal Oswald Gracias, sieht in dem Vorgehen der Stadt eine "illegale Aktion" und eine "Provokation". Schon seit 122 Jahren sei das Kreuz in der "Bazar Road" auf einem privaten Gebäude gehangen und habe niemanden gestört. Rechtliche Schritte dagegen waren laut der Erzdiözese nicht gerechtfertigt, denn ein Gesetz zu religiösen Symbolen beziehe sich nur auf "religiöse Strukturen auf öffentlichem Grund".

Schon am 3. April hatte es ein Treffen der zuständigen Behörde "Brihanmumbai Municipal Corporation" (BMC) mit den örtlichen christlichen Gemeinschaften gegeben. Die Ankläger forderten rechtliche Schritte und beriefen sich auf das Verbot von "religiösen Strukturen auf öffentlichem Grund", wobei die BMC der Gegenpartei eine schriftliche Widerlegung dieser Anschuldigung zugestand.

Trotz vorgelegter Akten zerstörten die Mitarbeiter der BMC allerdings das Kreuz. Drei Tage zuvor hatten die Vertreter der christlichen Gemeinschaft jedoch alle notwendigen Unterlagen geliefert.

"Es gibt also keinen Zweifel daran, dass die Situation vorher genau klargestellt wurde", so der Sprecher der Erzdözese, Pater Nigel Barrett, in einer Stellungnahme kurz nach der Demolierung.

Am Mittwoch wollten Christen aus ganz Mumbai zusammenkommen, um an einem stillen Protest gegen die Kreuzdemolierung teilzunehmen. Unter Leitung der städtischen Erzdiözese begann die Demonstration um 10 Uhr (Ortszeit) am Ort der Demolierung, wo jetzt ein provisorisches Kreuz steht. Teilnehmer trugen als Zeichen der Trauer schwarze Armbänder, hielten Kreuze und Plakate mit der Aufschrift "BMC, Build My Cross".

In einem Interview mit "AsiaNews" berichtete Pater Donald Rogrigues über ein weiteres zerstörtes Kreuz in seiner Pfarre in Mumbai. Die Täter seien noch nicht bekannt.

Modi geht gegen religiöse Gewalt nicht vor

Bischöfe und christliche Gläubige des Subkontinents sehen Indien zunehmend nur noch auf dem Papier als eine säkulare Demokratie. Denn Diskriminierungen wie der jüngste Vorfall sind in Indien schon lange keine Einzelfälle mehr. Premier Narendra Modi von der Regierungspartei BJP zeigt keinerlei Bereitschaft, gegen mutwillige Verhaftungen, Zerstörungen und in den schlimmsten Fällen Gewaltdelikte bis hin zu Mord vorzugehen. Viele Täter gehen straflos aus.

Modi spricht sich zwar offiziell für Pluralismus aus, schweigt aber zur zunehmenden Radikalisierung. Fanatische Hindu-Bewegungen wie die "Rashtriya Swayamsevak Sangh" (RSS), die eng mit der Regierungspartei verknüpft ist, gewinnen an Einfluss. "Indien den Hindus", lautet die Parole. Sogar Touristen, die an christlichen Gottesdiensten teilnehmen, werden schikaniert und von der Polizei festgehalten.

Die internationale interkonfessionelle Organisation "Open Doors" bescheinigte Indien mit Rang 15 auf dem jüngsten Index für weltweit verfolgte Christen die schlechteste Platzierung bislang. "Hindu-Nationalisten prügeln immer häufiger Geistliche, brennen Kirchen nieder und üben massiven Druck auf Konvertiten aus, zum Hinduismus zurückzukehren", berichtete "Open Doors". Etwa 39 Millionen der 64 Millionen Christen im Land seien betroffen.

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